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schandfleck.ch_archiv/2004/dezember
daniel costantino

schafsköpfe

über ‚die idee’, ein propagandablatt der jungen svp schweiz, und andere kopfverdrehereien

‚die idee’ heisst das ding, und damit gleich alles klar ist: ‚stadt bern: wahlempfehlungen’ und ‚jetzt abonnieren und idee fördern mit beiliegendem einzahlungsschein’. gut. und was ist nun die idee hiner der idee? sie entwickelt sich anhand einer titelgeschichte des walliser verse- und texteschmiedes oskar freysinger, übertitelt mit ‚schafsköpfe’, entnommen einem buch des deutschlehrers und nationalrats, welches auch gleich als ideales weihnachtsgeschenk empfohlen wird, für die lieben untern weihnachtsbaum zu legen. ‚auf einer grünen weide lebte eine herde schafe’. die werden nun von einem freundlich auftretenden löwen heimgesucht und nächtlicherweise und hinterrücks nacheinander alle aufgefressen, eines nach dem andern. der löwe aber schiebt die schuld dem wolf zu und verspricht den schafen hilfe und lässt dazu auch seine familie nachkommen, die allseits willkommen geheissen wird. und so werden die dummen schafe dezimiert, halten den wahren mörder für ihren retter und sterben schliesslich allesamt aus. ‚was die raubkatzen anging, die suchten sich eine neue schafsherde aus und begannen mit ihrer zivilisatorischen tätigkeit von neuem.’ ähnlichkeiten mit dem islam, heisst es dazu, wären rein zufällig.

aalglatter zynismus? dem widerspricht die sprache des germanisten und gymnasiallehrers, sie wirkt zu unbedarft und plump, weder geschliffen noch als ausdruck intellektuellen bemühens, was wohl die voraussetzung wäre, zynisch zu sein. nein, da kühlt sich ein arrivé einfach nur sein mütchen, weil er weiss, so schlau scheint er immerhin zu sein, dass andre, die sich zukurzgekommen wähnen, ihm applaudieren werden. schwarzweissmalerei der billigsten art, nicht einmal gut gemacht, nicht nach den regeln der kunst, sondern auf die biedermännischste angemacht und verhetzt.

das schlimme an solch krawattentragenden simpeln ist nicht ihre aktivität an sich, sondern dass sie zulauf hat, regen, konjunktur sozusagen. welch anderes kaliber denn doch, zum vergleich, der gute kardinal ratzinger, der fast schon eloquent im schafspelz auftreten kann, wenn es die situation erfordert, wie er eben im interview mit der sonntagszeitung bewiesen hat. da ist schon mehr zu spüren von der kunst des verhetzens: ‚der geschlechtsakt hat seinen zweck und sein ziel verloren’, säuselt wolkig der fromme, und heuchelt, aber gekonnt: ‚es gibt tendenzen, die westlichen werte unter allen umständen in die ganze welt zu exportieren, weil die abendländischen werte als besser erachtet werden’. als wären er und seinesgleichen nicht die fanatischsten aufwiegler und missionare auf erden! und zur homosexualität äussert er sich geradezu, als habe er kreide gefressen: ‚es hilft diesen personen nicht wirklich, wenn wir nun die juristische form einer homosexuellen ehe schaffen.’ man verlgleiche dazu meinen artikel

>>> www.schandfleck.ch ‚über ratzinger und konsorten’ >>>


die kunst des sonntagszeitungs-journalisten besteht im falle ratzinger darin, gläubig den sanften hirtenworten zu lauschen und die eindeutigen, unmissverständlichen und menschenverachtenden dekrete des kardinals und seinesgleichen, in überfülle vorhanden, nicht zur kenntnis zu nehmen. freysingers geschichten und verse, auch zur genüge bekannt, wirken gegen die riege aus dem vatikan nur wie das wauwau eines bunten kläffers.

nicht qualitativ, aber doch inhaltlich hat die junge svp allerdings noch anderes zu bieten als nur gerade freysinger. ‚die idee’ entblödet sich, bundesrätin calmy-rey oberflächlich und pauschal als ‚linkspopulistin’ abzuqualifizieren, aufgrund fadenscheinigster argumente, eitler schaumschlägerei, die in ihrem dürftigen gehalt gar nicht nachvollziehbar erscheint. aber darum gehts ja auch nicht. es geht nur ums kläffen in dieser schrift. das ist die masche der ‚idee’, die ich im postfach vorfand wie andern werbemüll: gegen meinen willen und ohne meine zustimmung.

es sei ihrem verleger und chefredaktor thomas fuchs einmal geflötet: solche produktionen geniessen gewiss die gunst manches kümmerlings, aber du ruinierst dir dabei deine gesunden gaben vorsätzlich, die gewiss auch dir der herrgott in die wiege gelegt!

natürlich darf in der ‚idee’ auch nicht eine ‚kleine ode auf einen grossen unternehmer’ fehlen, eine fünftklassige holperreimerei auf den heutigen bundesrat blocher, die warnung vor radarfallen auf den autobahnen, die verscherbelung des armeekalenders mit seinen dollsten bildern - für den weihnachtsbaum! - auch armeesonnenbrillen kann man bestellen, blocherlis natürlich, gehören in jeden guten haushalt, und einen pfefferspray. zum schluss des bewussten machwerks dann noch die quizfrage: ein foto einer muselmanin samt ihrer tochter, kopftuch undsoweiter, und die frage dazu, woher dies bild stamme, aus kairo, istanbul oder bachenbülach. preis: nachtessen für zwei personen im wohnkanton.

wohl bekomms!

bisschen ausländer fressen? pfefferspray, bürgerwehr? rassistisch gar, das ganze blatt, sinnigerweise noch ‚idee’ genannt? meinetwegen. ich halts einfach für niederträchtige und ordinäre verunglimpfung, gemeine und gemeingefährliche braune sosse.

also, ich bin versucht zu sagen: wenn ihr menschen bluten sehen wollt, wählt nur weiter solche typen. ihr könnt immer behaupten, wenns schlecht herauskommt, ihr wärt verführt worden, ihr lämmer. und diese miesen schreiberlinge sinds sowieso nie gewesen!

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