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literatur ¦ 2005¦ david manuel kern
Reden
Siebtes Bild

1. Lesen wir Kierkegaard, Dostojewski, Mörike, sind wir zu sprachlos, um die Sprache wieder zu erlangen. Der eine spaziert durch Kopenhagen mit seinem Frack bis zu den Knien, ein breites Halstuch um denselben, die Menschen grüßend und ein geladnes Gewehr zuhause besitzend, um jederzeit davon Gebrauch nehmen zu können. Dem anderen ist kein Wort in den Charakter zu stecken und der dritte sitzt mit vollem Bauche genüsslich und hochzufreiden am Stammtisch seines Gasthauses, um sich für die Predigt am kommenden Tag vorzubereiten. Was ist die Welt nur für eine?
2. Was soll sie schon für eine sein?
1. Ich frage auch nicht Sie.
2. Na dann.
1. Hm.
2. Rauchen Sie?
1. Was soll die Frage?
2. Ich möchte bloß wissen, ob Sie rauchen.
1. Natürlich rauche ich.
2. Ist es denn natürlich zu rauchen.
1. Ich denke schon.
2. Das denke ich nicht.
1. Lassen Sie mich zufrieden mit Ihren dummen Fragen, es hilft ja nichts.

Pause

1. Und selbst sitzt man daheim und weiß nichts zu tun angesichts der vor einem gelebten Menschen. Man fühlt sich völlig unnütz.
2. Unnütz?
1. Unnütz.

Pause

1. Es gibt Wörter, die gehören einem, die niemand anderes sagen darf, außer man selbst. Wenn einer so ein Wort eines anderen benützt, ist er ein Dieb. Das hält niemand aus. Man sollte ein Wortvokabular zusammenstellen und das dann patentieren lassen. So dass es niemand anderes benutzen darf, auf Strafe nicht.
2. Sie reden doch Unsinn!
1. Na sehen Sie! Sie selbst sind ein Dieb. Ein unverschämter noch dazu.
2. Warum das?
1. Sie haben mir ein Wort gestohlen. Das gehört mir, das sollten Sie wissen.
2. Welches Wort habe ich Ihnen gestohlen?
1. Unsinn.
2. Was ist Unsinn?
1. Das Wort Unsinn. Sie haben mir das Wort Unsinn gestolen.
2. Ich habe Ihnen das Wort Unsinn gestohlen?
1. Ja. Das Wort Unsinn gehört mir, nicht Ihnen. Benützen Sie Ihre eigenen Worte!
2. Aber wie sollte ich das wissen?
1. Sie sollten vorsichtiger sein.
2. Wie kommen Sie dazu, mir zu sagen, ich sollte vorsichtiger sein?
1. Sie haben ja indirekt zugegeben, dass es Wörter gibt, die nicht Ihnen gehören, die jemand anders gehören, in diesem Fall mir. Wüssten Sie das nicht, hätten Sie nicht gefragt, woher Sie wissen sollten, dass das Wort mir gehört. Nämlich das Wort Unsinn.
2. Ich habe sozusagen nur Ihr Spiel mitgemacht, sonst nichts.
1. Plötzlich.
2. Was plötzlich?
1. Plötzlich soll ich der Dumme sein und Sie haben sich gedacht, ach, spielen wir sein dummes Spiel mit, wie sie es zu bezeichnen pflegen, damit er in seinem närrischen Treiben endlich Ruhe gibt.
2. Nein nein, ganz und gar nicht. Sie meinten das ja nicht wirklich ernst, sie scherzen ja mit mir.
1. Ich habe keinen Moment gescherzt.
2. Das ist was anderes.

Pause

2. Entschuldigen Sie mich.

2 ab.

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