2. Trinken Sie einen
Kaffee?
1. Schließlich sind wir in einem Kaffeehaus.
2. Heißt das, man könne in einem Kaffeehaus nichts anderes
trinken als einen Kaffee? Sehen Sie, es gibt mehrere Getränke,
heiße und kalte zur Auswahl. Kaffee ist also nicht das einzige Getränk.
1. Aber es wäre doch pervers, in einem Kaffeehaus keinen Kaffee zu
trinken. Das sagt doch schon die Bezeichnung, immerhin heißt das
Kaffeehaus Kaffeehaus, verstehen Sie?
2. Schon. Aber Sie können doch nicht die Leute, die keinen Kaffee
in einem Kaffeehaus trinken, diskriminieren indem Sie sie als pervers
bezeichnen. Das ist doch pervers.
1. Die Leute sollen machen, was sie wollen. Ich denke nur.
2. Aber Sie dürfen nicht denken.
1. Ich darf nicht denken? Was heißt, ich darf nicht denken?
2. Dass Sie nicht denken sollen, in diesem Sinne.
1. Ich darf nicht denken? In welchem Sinne darf ich nicht denken?
2. In dem Sinne, dass Sie Menschen, die keinen Kaffee in einem Kaffeehaus
trinken, gedanklich nicht diskriminieren dürfen.
1. Aber das ist doch das Einzige, was der Mensch denken kann, er kann
ja nur und ausschließlich die Menschen gedanklich diskriminieren,
wie Sie auszudrücken pflegen. Er hat ja sonst nichts anderes.
2. Was meinen Sie damit?
1. So wie ich es sagte.
2. Aber Sie können doch denken über die verschiedensten Dinge.
Was Sie anziehen in der Frühe beispielsweise, wann Sie zu Bette gehen,
welcher Mensch Ihnen sympathisch erscheint und welcher nicht.
1. Da sind wir beim Thema.
2. Heißt was?
1. Sobald man über einen Menschen nachdenkt, diskriminiert man ihn.
Das liegt in der Natur der Sache.
2. Unsinn.
1. Was meinen Sie mit Unsinn? Das können Sie doch nicht bestreiten.
Der Mensch ist da, um ihn gedanklich von einem anderen Menschen zu zerstören,
zu beschimpfen, auf ihn zu spucken.
2. Auf ihn zu spucken?
1. Auf ihn zu spucken.
2. Auf ihn zu spucken?
1. Gedanklich.
2. Natürlich.
1. Sobald man einen Menschen sieht, fängt man an, misstrauisch zu
werden, ihn zu mustern, und hier spielt es keine Rolle, ihn zu kennen
oder nicht, und ihn dann gezwungenermaßen zu diskriminieren, obwohl
mir dieses Wort ganz und gar nicht gefällt, es ist ein unpassendes
Wort.
2. Diskriminierung ist ein unpassendes Wort?
1. Völlig unpassend.
2. Aber was Sie hier behaupten, ist doch völliger Unsinn, das
liegt doch auf der Hand.
1. Das denke ich nicht.
2. Der Mensch ist doch nicht da, um ihn zu diskriminieren, um ihn zu
zerstören, wie Sie auszusprechen pflegen.
1. Wir reden hier ja auch von gedanklicher Diskriminierung oder Zerstörung,
wie Sie mir in den Mund legen, sozusagen im weitesten Sinne, wir reden
von gedanklicher Zerstörung, das ist wohl ein grundlegender Unterschied.
Behaupten Sie nicht etwas von mir, das ich nicht auch ausgesprochen habe.
2. Aber Sie können doch auch mit einem Menschen sympathisieren,
ihn mögen sozusagen.
1. Nein.
2. Mich auch nicht?
1. Das gleitet hier ins Unsachliche, darauf gebe ich keine Antwort.
2. Wie Sie meinen.
1. Ja das meine ich.
Pause
2. Was trinken
Sie?
1. Einen Kaffee.
Kellner kommt und
bittet um die Bestellung.
2. Zwei Kaffee
bitte.
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