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literatur ¦ 2007¦ david manuel kern
Reden
Zehntes Bild
A. Mir ist heute was Komisches passiert.
B. So?
A. Ich bekam einen Brief von der Behörde, und zwar jene, die zuständig ist für, was weiß ich, Meldezetteln, etwas von der Art. Also legte ich den Prozess weg und öffnete diesen Brief. Bis heute weiß ich nicht, was die von mir wollen. Aber was ich sagen möchte. Die nannten mich bei meinem vollständigen Namen.
B. So?
A. Wissen Sie, vor langer Zeit fragte man mich, ob ich meinen zweiten Vornamen, ein unsäglich hässlicher Name, den mir meine Eltern zu geben glaubten, behalten möchte. Da sah ich die Chance, diesen Namen, der mich jahrelang malträtierte, endlich auszurotten. Denn man sagte mir, diese meine Entscheidung zur Namensverzichtung, so nannten die das damals, eine lebenslange bedeuten würde. Und da fühlte ich mich frei, zum ersten Mal in meinem Leben. Ja, ich schweife ab. Und dann heute…
B. Heute…
A. Heute bekomme ich diesen Brief und mit meinem vollständigen Namen! Also mit meinem zweiten Vornamen. Das ist doch ein Skandal. Ich hab ihn sofort verbrannt.
B. Ja, die machen das jetzt. Die "lebenslängliche Entscheidung zur Namensverzichtung", das ist jetzt offiziell, wird wieder rückgängig gemacht. Tut mir leid, mein Freund.
A. Das ist doch nicht Ihr Ernst?
B. Ich fürchte doch. Mein zweiter Vorname ist nun auch bekannt.
A. Wie heißt er denn, wenn ich fragen darf?
B. Ich möchte ihn eigentlich nicht sagen.
A. Ja das verstehe ich. Ich … möchte ihn auch nicht sagen.
B. Aber Sie wissen meinen gar nicht.
A. Nein, meinen möchte ich nicht sagen.
B. Dann belassen wir es dabei. Von nun an stillschweigende Übereinkunft.
A. Gut.

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