news ¦ archiv ¦ forum ¦ kontakt ¦ literatur ¦ shop ¦ links
schandfleck.ch_textkritik/2006/märz
daniel costantino
 

joseph ratzinger: deus caritas est

ausgerechnet das oberhaupt der römisch-katolischen kirche, des weltumspannenden fürstenhauses mit totalitären, absolutistischen strukturen, der mächtigsten internationalen grossgrundbesitzerin, kriegstreiberin und -gewinnlerin seit konstantins zeiten, will uns lehren, was caritas, was nächstenliebe sei? gut wäre, wenn darüber nur gelacht würde, wie über den grössenwahn irgendeines sektenpredigers. aber nein, die welt, in der ich nun einmal lebe, lobt diese kirche, diesen papst, wie sie alle vorgänger gepriesen, den letzten binnen kurzem in den heiligenstand versetzt. es kann also nicht schaden, einmal zu beleuchten, was der sogenannte benedikt XVI, als habe er seit seiner ernennung kreide gefressen, zum besten gibt in seiner ersten enzyklika.

In einer Welt, in der mit dem Namen Gottes bisweilen die Rache oder gar die Pflicht zu Haß und Gewalt verbunden wird, ist dies eine Botschaft von hoher Aktualität und von ganz praktischer Bedeutung. Deswegen möchte ich in meiner ersten Enzyklika von der Liebe sprechen, mit der Gott uns beschenkt und die von uns weitergegeben werden soll.

der verfasser ist nicht bei trost. immer wurde und wird im namen gottes zum krieg gerufen, werden die menschen in seinem namen angeheizt, verheizt und abgemurkst. dazu ist die religion schliesslich da, damit im innern den eigenen leuten und im äussern den feinden feierlich das fell über die ohren gezogen werde. und damit nichts stinken kann, wissen die pfaffen noch schlachtfelder, die vom blute triefen, mit weihrauch zu bewedeln. gerade ratzinger, 1927 in bayern geboren und aufgewachsen, kann sich nicht herausreden, von allem nichts gewusst zu haben, was hitler in den katolischen himmel gehoben hat.
dem interessierten leser sei dieser link hiezu empfohlen:

www.humanist.de/kriminalmuseum/ns-index.htm

es ist mehr als bisweilen hass gepredigt worden im christlichen, katolischen namen. die ganze bibel strotzt von tiraden und schlechtmachung andersgläubiger, durchs ganze christliche, katolische mittelalter wurde die frau gebrandmarkt, als teufel, tier und hexe niedergemacht, die sexualität in grund und boden verdammt und hass gepredigt, lauter hass und rache, gegen die vandalen, die slaven, die onanisten, die neger, die sodomiten, die indianer, die juden, die aufklärer, vietnamesen, kommunisten, gegen die huren, die freier, die islamisten, undsoweiter undsoweiter. mehr als pfäffische zurückhaltung oder naivität, wenn ratzinger scheinheilig dergleichentut: echter klerikaler zynismus.

ich beabsichtige, darin - zu Beginn meines Pontifikats - einige wesentliche Punkte über die Liebe, die Gott dem Menschen in geheimnisvoller Weise und völlig vorleistungsfrei anbietet, zu klären und zugleich die innere Verbindung zwischen dieser Liebe Gottes und der Realität der menschlichen Liebe aufzuzeigen.

aber wehe, wenn das geschenk nicht angenommen! was übrigens wäre mit der taufe? diese unfreiwillige vorleistung muss einer schon erbringen, um der gnade teilhaftig zu werden, und gerade damit handelt er sich erst recht die autoritäre fuchtel seines gottes ein (und seiner kirche, was dasselbe ist) - abfall eines getauften ist todsünde! jedes einzelne sakrament eine desto stärkere unterjochung, die firmung, die ehe, die letzte ölung noch. und sowieso kann sich keiner der aufnahme ins paradies sicher sein, das ist die masche, darum geht es ja: ein leben lang auf den knien um gnade beten. und gehorchen. und geld spenden für die kirche natürlich. vielleicht aber wäre eine gewisse sicherheit erreicht, wenn einer für ihn, ratzinger, betete?

Liebe Freunde - in dieser Stunde kann ich nur sagen: Betet für mich, daß ich den Herrn immer mehr lieben lerne. Betet für mich, daß ich seine Herde - Euch, die heilige Kirche, jeden einzelnen und alle zusammen immer mehr lieben lerne. Betet für mich, daß ich nicht furchtsam vor den Wölfen fliehe. Beten wir füreinander, daß der Herr uns trägt und daß wir durch ihn einander zu tragen lernen.

so ratzinger anlässlich seiner amtseinführung. warum nicht gleich zu ihm beten? wie zu seinem vorgänger, der post mortem bereits diverse wunder vollbracht? sogar zeitlebens schon, was nicht einmal bedingung für den heiligenstand wäre, und wie es in kürze er, sein nachfolger, verkünden wird.


Erinnern wir uns zunächst an die Bedeutungsvielfalt des Wortes ,,Liebe'': Wir sprechen von Vaterlandsliebe, von Liebe zum Beruf, von Liebe unter Freunden, von der Liebe zur Arbeit, von der Liebe zwischen den Eltern und ihren Kindern, zwischen Geschwistern und Verwandten, von der Liebe zum Nächsten und von der Liebe zu Gott. In dieser ganzen Bedeutungsvielfalt erscheint aber doch die Liebe zwischen Mann und Frau, in der Leib und Seele untrennbar zusammenspielen und dem Menschen eine Verheißung des Glücks aufgeht, die unwiderstehlich scheint, als der Urtypus von Liebe schlechthin, neben dem auf den ersten Blick alle anderen Arten von Liebe verblassen. Da steht die Frage auf: Gehören alle diese Formen von Liebe doch letztlich in irgendeiner Weise zusammen, und ist Liebe doch - in aller Verschiedenheit ihrer Erscheinungen - eigentlich eins, oder aber gebrauchen wir nur ein und dasselbe Wort für ganz verschiedene Wirklichkeiten?


was aber meint ein katolischer hirte, wenn er von vaterlandsliebe spricht? wenn die frage der heimatliebe 'aufsteht'?
er meint damit, was im katolischen, für alle gläubigen verbindlichen katechismus steht:


"Die Heimatliebe
und der Einsatz für das Vaterland sind Dankespflichten und entsprechen der Ordnung der Liebe." Es kann also nicht angehen, dass wir sagen: "Der Staat geht mich nichts an." Vielmehr liegt im vierten Gebot Gottes die Aufforderung an die Bürger, dass sie "ihre Aufgabe im Leben der staatlichen Gemeinschaft … erfüllen", wozu wesentlich der "Gehorsam gegenüber den rechtmäßigen Autoritäten" gehört und auch die "Einsatzbereitschaft für das Gemeinwohl" (KKK 2239).


Drei besondere Pflichten hängen mit dem angesprochenen Gehorsam gegenüber der staatlichen Autorität und mit der Mitverantwortung für das Gemeinwohl zusammen: Es ist eine Pflicht des Gewissens, also ein sittliches Gebot, "Steuern zu zahlen, das Stimmrecht auszuüben und das Land zu verteidigen." (KKK 2240)

und was meint die verbindliche katolische morallehre zum tema beruf?

a) Als Pflicht des Menschen muß es daher angesehen werden, die Wahl von Stand u. B. ernstzunehmen u. mit der B.svorbereitung u. -erfüllung ernstzumachen.

b) In der Erfüllung seiner Berufung in Stand u. B. versagt, wer sich um die Erkenntnis seines Standes od. B.es nicht gewissenhaft bemüht u. seine Entscheidung ohne solche Erkenntnis od. ihr entgegen trifft (etwa nur unter dem Gesichtspunkt der Bequemlichkeit od. des hohen Einkommens od. mit Wissen um die eigene Unfähigkeit); wer in der Verfolgung des B.sweges säumt u. in der B.svorbereitung nachlässig ist; wer die Pflichten des erwählten B.es schlecht erfüllt (vgl. 2 Thess 3,6-15; Pius XII., UG 4485).


(abkürzungen im original des katolischen morallexikons).


es ist leicht ersichtlich, dass die herrschaften pflichten meinen, wenn sie von liebe sprechen, autoritären gehorsam. nicht anders mit den übrigen, von ratzinger pingelig aufgezählten arten der 'liebe'. noch ein aperçu?

Da dem Menschen Gott sich in Christus eröffnet, wird verständl., daß man sich an Christus verlieren muß, wenn man sich Gott hingeben will: "Wer Vater od. Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Und wer Sohn od. Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert" (Mt 10,37; morallexikon).

sine christo nulla salus. die liebe zu ihm hat über allem und jedem zu stehen. verbindlich gültig im jahre 2006.

Zweierlei ist bei diesem kurzen Blick auf das Bild des Eros in Geschichte und Gegenwart deutlich geworden. Zum einen, daß Liebe irgendwie mit dem Göttlichen zu tun hat: Sie verheißt Unendlichkeit, Ewigkeit - das Größere und ganz andere gegenüber dem Alltag unseres Daseins. Zugleich aber hat sich gezeigt, daß der Weg dahin nicht einfach in der Übermächtigung durch den Trieb gefunden werden kann. Reinigungen und Reifungen sind nötig, die auch über die Straße des Verzichts führen. Das ist nicht Absage an den Eros, nicht seine ,,Vergiftung'', sondern seine Heilung zu seiner wirklichen Größe hin.

fährt ratzinger fort. ja, die strasse des verzichts! la strada della rinuncia!
freilich verzichtet der christliche prediger nicht aus edlem gemüt, aus nächstenliebe, altruismus, sondern um etwas anderes damit einzuhandeln. je grösser verzicht und opfer, desto verheissungsvoller der lohn: winkt doch am ende die seligkeit, das ewige leben - seine ganz persönliche, egoistische unsterblichkeit. um ihrer willen behext er die menschen, die schwachen, die schafe, die ängstlichen, die verzagten und (gerade auch infolge der religion) verklemmten. deshalb bietet er seine religiösen narkosen an, hoffnung und heil.
die eigene not zur tugend stilisierend, will er über andere herrschen, muss er die wankenden, schwankenden, vielleicht noch gesunden infiltrieren und verunsichern, bis sie schliesslich, ermattet, selber krank, seiner hilfe bedürfen und zu kreuz und knechtschaft kriechen. um es mit nietzsche zu sagen: 'hier wird ein versuch gemacht, die kraft zu gebrauchen, um die quellen der kraft zu verstopfen, hier richtet sich der blick grün und hämisch gegen das fysiologische gedeihen selbst, insonderheit gegen dessen ausdruck, die schönheit, die freude; während am missraten, verkümmern, am schmerz, am unfall, am hässlichen, an der willkürlichen einbusse, an der entselbstung, selbstgeisselung, selbstopferung ein wohlgefallen empfunden und gesucht wird...sie wandeln unter uns herum als leibhafte vorwürfe, als warnungen an uns - wie als ob gesundheit, wohlgeratenheit, stärke, stolz, machtgefühl an sich schon lasterhafte dinge seien, für die man einst büssen, bitter büssen müsse: o wie sie imgrunde dazu selbst bereit sind, büssen zu machen, wie sie darnach dürsten, henker zu sein.'
geisseln sie nicht neuerdings wieder scheinheilig die prostitution als entwürdigung der frau und wollen die freier mit gefängnis bestraft sehen oder gar, wie aus verschlossenen türen herausdünstet, mit der zwangssterilisation?


Heute wird dem Christentum der Vergangenheit vielfach Leibfeindlichkeit vorgeworfen, und Tendenzen in dieser Richtung hat es auch immer gegeben. Aber die Art von Verherrlichung des Leibes, die wir heute erleben, ist trügerisch. Der zum ,,Sex'' degradierte Eros wird zur Ware, zur bloßen ,,Sache''; man kann ihn kaufen und verkaufen, ja, der Mensch selbst wird dabei zur Ware. In Wirklichkeit ist dies gerade nicht das große Ja des Menschen zu seinem Leib. Im Gegenteil: Er betrachtet nun den Leib und die Geschlechtlichkeit als das bloß Materielle an sich, das er kalkulierend einsetzt und ausnützt. Es erscheint nicht als Bereich seiner Freiheit, sondern als ein Etwas, das er auf seine Weise zugleich genußvoll und unschädlich zu machen versucht. In Wirklichkeit stehen wir dabei vor einer Entwürdigung des menschlichen Leibes, der nicht mehr ins Ganze der Freiheit unserer Existenz integriert, nicht mehr lebendiger Ausdruck der Ganzheit unseres Seins ist, sondern gleichsam ins bloß Biologische zurückgestoßen wird. Die scheinbare Verherrlichung des Leibes kann ganz schnell in Haß auf die Leiblichkeit umschlagen. Demgegenüber hat der christliche Glaube immer den Menschen als das zweieinige Wesen angesehen, in dem Geist und Materie ineinandergreifen und beide gerade so einen neuen Adel erfahren. Ja, Eros will uns zum Göttlichen hinreißen, uns über uns selbst hinausführen, aber gerade darum verlangt er einen Weg des Aufstiegs, der Verzichte, der Reinigungen und Heilungen.

der 'stellvertreter christi' kann schon reden.


und die presse lobt ihn für seine worte. kein ulk! die erbsünde (welch hinterhältiger gedanke!), die unterdrückung der priesterehe, die zölibatsmoral ('Diese vollkommene Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen wurde von der Kirche immer bes. in Ehren gehalten als Zeichen u. Antrieb für die Liebe u. als eine besondere Quelle geistlicher Fruchtbarkeit in der Welt'...morallexikon), die diffamierung der frau, ihre verteufelung und damit zusammenhängend die verehrung mariens als die unbefleckte, die kapitalen (mit todesstrafe belegten) verbrechen onanie, homosexualität, inzest, das zusammenrücken der begriffe abtreibung und atomkrieg (jp II - die abtreibung als vorstufe des atomkriegs; santo subito!), von terror und erotismus...lobt ihn tatsächlich, weil es keiner genau nehmen und wissen will, lässt den alten, keuschen mann von der agape säuseln und heucheln als der edelsten form der liebe, der eros müsse überwunden werden undsoweiter undsofort. und steckt doch nichts weiter dahinter als die zölibatsmoral, definiert als die erfüllung der agape. begännen sie doch endlich selber, sich um die natur zu sorgen und gingen - wenn schon, denn schon - den als unnatürlich verleumdeten homosexuellen, die schuld wären, wenn die menschheit ausstürbe! mit priesterlichem beipiel voran! welche sekte, kirche genannt, welche institution hat nicht seit 2000 jahren entscheidenderes zur entfremdung des menschen von sich selbst beigetragen, durch ideologische infizierung, folter, todesstrafe, versklavung (alles von ihr immer zuletzt abgeschafft, als die andern staaten längst dazugekommen und man, das gesicht zu wahren, schon gar nicht mehr anders konnte - dennoch schwadronieren sie aktuellerweise im zusammenhang mit dem fundamentalistischen islamismus vom tyrannenmord; feindesliebe halt...), durch behexung der kinder schon angst und misstrauen gesät, die menschen auseinanderdividiert, gegeneinander aufgehetzt, einander abspenstig gemacht, sie auf distanz, in abstrakter funktion zueinander gehalten und verzogen, nicht mehr als jede andere einrichtung der welt die kultur des terrors, im grossen der kriege, im kleinen der sexuellen unterdrückung, der materiellen ausbeutung gefördert, macht installiert, hass und diffamierung und konkurrenz - und zugleich, die dummheit hat immer konjunktur, noch heute vielerorts, nicht zuletzt medialerseits, sich das ansehen aufrechterhalten, man glaubt es kaum, gerade für die menschlichkeit zu stehen, 'expertin der menschlichkeit' (jp II; santo subito!), des friedens, der liebe zu sein. es ist die katolische kirche selbst, es ist nun wieder dieser papst, der weiter dazu beiträgt, fortfährt, was er als kardinal begonnen, mitverschuldet, dass der sex zu ware geworden und wird, dass die sucht grassiert und die pornografie, dass die sicht auf das wesen der prostitution als arbeitsverhältnis am gewöhnlichen arbeitsplatz vernebelt, dummheit, verblendung und intoleranz erhalten und gefördert wird, reaktionen auf die unterdrückung des sex', die korruption des geistes, es ist diese 'liebe', oh ja, die sie immer gepredigt und predigen, die lust- und leibfeindlichkeit der kirche durch die jahrhunderte, bis auf den heutigen tag. deus caritas est! es gibt keine vitalere kraft im menschen als seine sexualität, als sein empfinden der lebenslust, der freude, des glücks. wer ihn hier an die kandare nimmt, ihn an diesem punkte beherrscht, domestiziert und konditioniert, hat ihn in der hand, kann ihn nicht nur materiell in abhängigkeit halten, sondern wirklich knechten, seinen willen, seinen geist, seine seele.


Da ist zunächst das neue Gottesbild. In den Kulturen, die die Welt der Bibel umgeben, bleibt das Bild von Gott und den Göttern letztlich undeutlich und widersprüchlich. Im Weg des biblischen Glaubens wird hingegen immer klarer und eindeutiger, was das Grundgebet Israels, das schema in die Worte faßt: ,,Höre, Israel, der Herr, unser Gott, der Herr ist nur einer'' (Dtn 6, 4). Es gibt nur einen Gott, der der Schöpfer des Himmels und der Erde und darum auch der Gott aller Menschen ist. Zweierlei ist an dieser Präzision einzigartig: daß wirklich alle anderen Götter nicht Gott sind und daß die ganze Wirklichkeit, in der wir leben, auf Gott zurückgeht, von ihm geschaffen ist. Natürlich gibt es den Schöpfungsgedanken auch anderswo, aber nur hier wird ganz klar, daß nicht irgendein Gott, sondern der einzige, wahre Gott selbst der Urheber der ganzen Wirklichkeit ist, daß sie aus der Macht seines schöpferischen Wortes stammt. Das bedeutet, daß ihm dieses sein Gebilde lieb ist, weil es ja von ihm selbst gewollt, von ihm ,,gemacht'' ist. Damit tritt nun das zweite wichtige Element in Erscheinung: Dieser Gott liebt den Menschen. Die göttliche Macht, die Aristoteles auf dem Höhepunkt der griechischen Philosophie denkend zu erfassen suchte, ist zwar für alles Seiende Gegenstand des Begehrens und der Liebe - als Geliebtes bewegt diese Gottheit die Welt -, aber sie selbst ist unbedürftig und liebt nicht, sie wird nur geliebt. Der eine Gott, dem Israel glaubt, liebt selbst. Seine Liebe ist noch dazu eine wählende Liebe: Aus allen Völkern wählt er Israel und liebt es - freilich mit dem Ziel, gerade so die ganze Menschheit zu heilen. Er liebt, und diese seine Liebe kann man durchaus als Eros bezeichnen, der freilich zugleich ganz Agape ist.


diese abhängigkeit, auch geistig: was seine exzellenz, seine heiligkeit hier behauptet, wird doch nur geschluckt von den gläubigen. man frisst aus der hand oder garnicht. sonst lese man ruhig einmal in der bibel, man lese irgendwelche katechismen, enzykliken, botschaften, episteln und traktätchen, alles im internet auf der stelle abrufbar, aber man lese nüchtern und frage sich, ob es einsehbar wäre, dass alle andern götter trugbild seien, nur gerade dieser indische wettergott nicht. sture behauptung, irrsinn, nichts weiter. aber wäre er, dieser eine und omnipotente, alliebende, -wissende, -gütige, -gegenwärtige, diese dreiheit in einheit, dies alfatierchen, omegawesen, rachedurstige ungeheuer - er hätte nichts als erbitterten widerstand, nichts als tiefste verachtung verdient.


Der Eros ist gleichsam wesensmäßig im Menschen selbst verankert; Adam ist auf der Suche und ,,verläßt Vater und Mutter'', um die Frau zu finden; erst gemeinsam stellen beide die Ganzheit des Menschseins dar, werden ,,ein Fleisch'' miteinander. Nicht minder wichtig ist das zweite: Der Eros verweist von der Schöpfung her den Menschen auf die Ehe, auf eine Bindung, zu der Einzigkeit und Endgültigkeit gehören. So, nur so erfüllt sich seine innere Weisung. Dem monotheistischen Gottesbild entspricht die monogame Ehe. Die auf einer ausschließlichen und endgültigen Liebe beruhende Ehe wird zur Darstellung des Verhältnisses Gottes zu seinem Volk und umgekehrt: die Art, wie Gott liebt, wird zum Maßstab menschlicher Liebe. Diese feste Verknüpfung von Eros und Ehe in der Bibel findet kaum Parallelen in der außerbiblischen Literatur.


nun, man kann auch anders über eros denken. aber die kaprizierung auf die monogame ehe liegt natürlich katolischerseits auf der hand. wie könnte man die menschen beherrschen, wenn drauflosgeliebt würde? wenn der befreienden kraft des eros gelebt würde? was ja durchaus nichts mit untreue und falscheit, sondern mit ganz natürlichen, aufrichtigen regungen zu tun hat. oder hätte, wenn der mensch frei und nicht hörig wäre, selbstbewusst und nicht niedergemacht. das haben freilich auch nichtchristen, antichristen, glaubensfremde in diesen breiten mit dem gläubigen christen gemein: den erotischen schaden, angerichtet von einer geifernden, geisselnden, missgünstigen priesterschaft, die sich das monopol auf das wort christentum, auf die auslegung der moral, das etikett werte erschlichen hat. welch perverse welt!

Haben wir bisher überwiegend vom Alten Testament gesprochen, so ist doch immer schon die innere Durchdringung der beiden Testamente als der einen Schrift des christlichen Glaubens sichtbar geworden. Das eigentlich Neue des Neuen Testaments sind nicht neue Ideen, sondern die Gestalt Christi selber, der den Gedanken Fleisch und Blut, einen unerhörten Realismus gibt. Schon im Alten Testament besteht das biblisch Neue nicht einfach in Gedanken, sondern in dem unerwarteten und in gewisser Hinsicht unerhörten Handeln Gottes. Dieses Handeln Gottes nimmt seine dramatische Form nun darin an, daß Gott in Jesus Christus selbst dem ,,verlorenen Schaf'', der leidenden und verlorenen Menschheit, nachgeht. Wenn Jesus in seinen Gleichnissen von dem Hirten spricht, der dem verlorenen Schaf nachgeht, von der Frau, die die Drachme sucht, von dem Vater, der auf den verlorenen Sohn zugeht und ihn umarmt, dann sind dies alles nicht nur Worte, sondern Auslegungen seines eigenen Seins und Tuns. In seinem Tod am Kreuz vollzieht sich jene Wende Gottes gegen sich selbst, in der er sich verschenkt, um den Menschen wieder aufzuheben und zu retten - Liebe in ihrer radikalsten Form. Der Blick auf die durchbohrte Seite Jesu, von dem Johannes spricht (vgl. 19, 37), begreift, was Ausgangspunkt dieses Schreibens war: ,,Gott ist Liebe'' (1 Joh 4, 8). Dort kann diese Wahrheit angeschaut werden. Und von dort her ist nun zu definieren, was Liebe ist. Von diesem Blick her findet der Christ den Weg seines Lebens und Liebens.


das soll realismus sein? ein blutrünstiger vater opfert seinen sohn, und dass der ans kreuz geschlagen, soll mich und die welt erlösen? unsinniger gehts nicht mehr. und ohne blut und mord auch nicht. gott ist liebe! gibs auf, ratzinger!


Aber nun ist ein Weiteres zu beachten: Die ,,Mystik'' des Sakraments hat sozialen Charakter. Denn in der Kommunion werde ich mit dem Herrn vereint wie alle anderen Kommunikanten: ,,Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib, denn wir alle haben teil an dem einen Brot'', sagt der heilige Paulus (1 Kor 10, 17). Die Vereinigung mit Christus ist zugleich eine Vereinigung mit allen anderen, denen er sich schenkt. Ich kann Christus nicht allein für mich haben, ich kann ihm zugehören nur in der Gemeinschaft mit allen, die die Seinigen geworden sind oder werden sollen. Die Kommunion zieht mich aus mir heraus zu ihm hin und damit zugleich in die Einheit mit allen Christen. Wir werden ,,ein Leib'', eine ineinander verschmolzene Existenz. Gottesliebe und Nächstenliebe sind nun wirklich vereint: Der fleischgewordene Gott zieht uns alle an sich. Von da versteht es sich, daß Agape nun auch eine Bezeichnung der Eucharistie wird: In ihr kommt die Agape Gottes leibhaft zu uns, um in uns und durch uns weiterzuwirken. Nur von dieser christologisch-sakramentalen Grundlage her kann man die Lehre Jesu von der Liebe recht verstehen. Seine Führung von Gesetz und Propheten auf das Doppelgebot der Gottes- und der Nächstenliebe hin, die Zentrierung der ganzen gläubigen Existenz von diesem Auftrag her, ist nicht bloße Moral, die dann selbständig neben dem Glauben an Christus und neben seiner Vergegenwärtigung im Sakrament stünde: Glaube, Kult und Ethos greifen ineinander als eine einzige Realität, die in der Begegnung mit Gottes Agape sich bildet. Die übliche Entgegensetzung von Kult und Ethos fällt hier einfach dahin: Im ,,Kult'' selber, in der eucharistischen Gemeinschaft ist das Geliebtwerden und Weiterlieben enthalten.


keineswegs wird nach katolischer lehre die kommunion etwa nur symbolisch oder mytisch verstanden.


wer leugnet, dass im sakrament der heiligen eucharistie wahrhaft, wirklich und wesentlich der leib und das blut zugleich mit der seele und mit der gottheit unseres herrn jesus christus und folglich der ganze christus enthalten ist, und behauptet, er sei in ihm nur wie im zeichen, im bild oder in der wirksamkeit, der sei ausgeschlossen. (neuner-roos, 577,'der glaube der kirche in den urkunden der lehrverkündigung', neubearbeitung 1979)


und:


...dass der wahre leib und und das wahre blut christi in diesem sakrament seien, lässt sich nicht mit den sinnen erfassen..., sondern nur durch den glauben, der sich auf die göttliche autorität stützt. (katechismus der kat. kirche, 1993)


und ebenda (1381):


zweifle nicht, ob das wahr sei. nimm vielmehr die worte des erlösers im glauben auf. da er die wahrheit ist, lügt er nicht.


wundersamer zirkelschluss. wer anderes denkt, unterliegt einer sinnestäuschung. ein neuer papst, ein neues konzil, ein neuer katechismus - höchstens der form, nie aber ihrem inhalt nach neu. wer sich selbst um seiner seele heil der keuschheit opfert, wird einen teufel tun und dem andern mehr als dürre opladen gönnen. der soll seines eros auch nicht froh werden. weit entfernt von den sakralen massenorgien des altertums sind diese sätze nicht. nur eben: dürr und keusch solls zu- und hergehen, wie beim sex in der ehe, der als einziger denn doch ein wenig erlaubt, da man erstens sünder braucht und zweitens frische seelen, junges kanonenfutter.


Jeder, der mich braucht und dem ich helfen kann, ist mein Nächster. Der Begriff ,,Nächster'' wird universalisiert und bleibt doch konkret. Er wird trotz der Ausweitung auf alle Menschen nicht zum Ausdruck einer unverbindlichen Fernstenliebe, sondern verlangt meinen praktischen Einsatz hier und jetzt. Es bleibt Aufgabe der Kirche, diese Verbindung von Weite und Nähe immer wieder ins praktische Leben ihrer Glieder hinein auszulegen. Schließlich ist hier im besonderen noch das große Gleichnis vom letzten Gericht (vgl. Mt 25, 31-46) zu erwähnen, in dem die Liebe zum Maßstab für den endgültigen Entscheid über Wert oder Unwert eines Menschenlebens wird. Jesus identifiziert sich mit den Notleidenden: den Hungernden, den Dürstenden, den Fremden, den Nackten, den Kranken, denen im Gefängnis. ,,Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan'' (Mt 25, 40). Gottes- und Nächstenliebe verschmelzen: Im Geringsten begegnen wir Jesus selbst, und in Jesus begegnen wir Gott.


aber einen rappen selber spenden aus den eigenen kassen, für notleidende, obdachlose, unterdrückte, einen rappen aus dem billionenvermögen an grund und boden, aktien, anlagen, gütern und schätzen, oder wenigstens den obdachlosen roms die pforten öffnen, den flüchtlingen eine kirche, einen tempel, einen vor sich hinschimmelnden palast öffnen, nein, das kann er nicht und wird er nie können, der nachfolger christi. die mystik des sakraments hat sozialen charakter! und die liebe, tatsächlich, man kann sie gebieten. ratzinger verlangt ausdrücklich die gottesliebe in dieser langen, gewundenen, mit allerlei künstlichen problemen sich kunstvoll beschäftigenden enzüklika. man kann sie gebieten, auf tod und teufel, wenn man die menschen unterjocht hat, die moral natürlichen fühlens und denkens ausgemerzt, die menschlichen erkenntnisprozesse blockiert, zerschnitten, umgelenkt, den menschen durch drohung, ausgrenzung, strafe, gefängnis und religionskriege vollständig zur ware degradiert, entmündigt hat und ihn immerfort in diesem sinne weitermanipuliert. dann kann man ihm knechtschaft, heldentod, martyrium und, ja, sogar die liebe gebieten:

wohl dem menschen, der mir gehorcht, dass er wache an meiner tür täglich, dass er hüte die pforten meiner tore. wer mich findet, der findet das leben und erlangt wohlgefallen vom herrn. wer aber mich verfehlt, zerstört sein leben; alle, die mich hassen, lieben den tod (salomo).


ach, die heilsversprecher und sektierer aller sorten. apostel, sprachrohre, stellvertreter gottes! die ganze welt lug und trug, vom teufel, von millionen büchern, milliarden gedruckten seiten gerade immer nur ihr eigenes bändlein unzweifelhaft wahr und gottes wort. ratzinger tut so, als nähme er die wirklichen fragen und vorbehalte ernst und will dann mit beweisen beweise führen, von denen es wiederum keine beweise gibt. welch impertinente bauern- und tölpelfängerei:


16. Nach all diesen Überlegungen über das Wesen der Liebe und ihre Deutung im biblischen Glauben bleibt eine zweifache Frage in bezug auf unser Verhalten: Können wir Gott überhaupt lieben, den wir doch nicht sehen? Und: kann man Liebe gebieten? Gegen das Doppelgebot der Liebe gibt es den in diesen Fragen anklingenden doppelten Einwand. Keiner hat Gott gesehen - wie sollten wir ihn lieben? Und des weiteren: Liebe kann man nicht befehlen, sie ist doch ein Gefühl, das da ist oder nicht da ist, aber nicht vom Willen geschaffen werden kann. Die Schrift scheint den ersten Einwand zu bestätigen, wenn da steht: ,,Wenn jemand sagt: 'Ich liebe Gott!', aber seinen Bruder haßt, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht'' (1 Joh 4, 20). Aber dieser Text schließt keineswegs die Gottesliebe als etwas Unmögliches aus - im Gegenteil, sie wird im Zusammenhang des eben zitierten Ersten Johannesbriefes ausdrücklich verlangt. Unterstrichen wird die unlösliche Verschränkung von Gottes- und Nächstenliebe. Beide gehören so zusammen, daß die Behauptung der Gottesliebe zur Lüge wird, wenn der Mensch sich dem Nächsten verschließt oder gar ihn haßt. Man muß diesen johanneischen Vers vielmehr dahin auslegen, daß die Nächstenliebe ein Weg ist, auch Gott zu begegnen, und daß die Abwendung vom Nächsten auch für Gott blind macht.


Die erste Enzyklika von Papst Benedikt XVI. enthält nicht, wie man es vielleicht erwartet hat, ein "Regierungsprogramm" im üblichen Sinn und ist auch nicht streng dogmatischen und moralischen Fragen gewidmet. Sie bietet vielmehr eine theologische Meditation über das menschliche und christliche Grundwort Liebe, das heute vielfach verschlissen, abgenutzt und missbraucht wird. Demgegenüber soll es wiederum in seinem ursprünglichen Glanz vor Augen geführt werden.


diese würdigung des basler bischofs koch war zu erwarten - man streichelt die hand, die einen füttert. aber was soll man von solchen und ähnlichen darstellungen halten, wie ich sie hier stellvertretend aus der 'zeit' zitiere?


Die Antrittsenzyklika Johannes Pauls II., Redemptor hominis aus dem Frühjahr 1979, war sinfonisch gewesen, lang und breit, ein Regierungsprogramm und eine Zeitdiagnose, in der der Papst schon das Jahr 2000 anvisierte, die Millenniums-Schwelle, auf die er sein Pontifikat ausrichtete. Deus caritas est ist dagegen kammermusikalisch, leiser und filigraner, vielleicht sogar ein wenig unsicher. Joseph Ratzinger hat schon glänzender geschrieben, hat auch schon eindrucksvoller über die Liebe gesprochen, die neben der Wahrheit ein Schlüsselbegriff seiner Theologie ist. Die Weltgeschichte als Kampf zwischen Liebe und Lieblosigkeit - so starke Bilder und Gedanken, die im Ratzingerschen Werk bereitlagen, finden sich in der Enzyklika nicht. Karol Wojtyla war mit der Wahl sofort Johannes Paul II., als Papst gleich fertig. Joseph Ratzingers Verwandlung in Benedikt XVI. dauert etwas länger, und noch ist die Spannung nicht aufgelöst, wer am Ende dabei herauskommt.


ganz schön kritisch, nicht wahr? richtiges intellektuellenfutter. was schrieben die repräsentanten der aufklärung, wenn ihnen weisgemacht wäre, der text stamme von einem sektenprediger, der die menschen und ihre familien verführe und manipuliere? wäre nicht von gehirnwäsche die rede, läse sich ihnen die folgende stelle, läsen sich viele stellen, der sound des ganzen gar in ratzingers text, nicht wie eine anleitung dazu? würden sie nicht wie gegen die scientologen weibeln und wettern?


Die Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch besteht eben darin, daß diese Willensgemeinschaft in der Gemeinschaft des Denkens und Fühlens wächst und so unser Wollen und Gottes Wille immer mehr ineinanderfallen: der Wille Gottes nicht mehr ein Fremdwille ist für mich, den mir Gebote von außen auferlegen, sondern mein eigener Wille aus der Erfahrung heraus, daß in der Tat Gott mir innerlicher ist als ich mir selbst. Dann wächst Hingabe an Gott. Dann wird Gott unser Glück.


dann wird gott unser glück -


ja, das der päpste und der katolischen kirche. und ihres vermögens. das glück absoluter herrscher und ihres ansehens.


aber kein jota mehr.

news ¦ archiv ¦ forum ¦ kontakt ¦ literatur ¦ shop ¦ links
nach oben >>>