schandfleck.ch_textkritik/2005/juli |
daniel
costantino
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dürrenmatts sprache |
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<nichts
gegen thomas mann und einzelne andere: aber für den vielgescholtenen
literatur-nobelpreis war friedrich dürrenmatt einfach zu gut.>
salzburger nachrichten <einer der grössten
schriftsteller unseres jahrhunderts> <mit scheinbar
leichter hand, mit einer überbordenden fülle von einfällen
und mit wahrem kunstverstand unterhält er uns.> so und ähnlich die meisten kritiker in ihren lobeshymnen auf den meistererzähler'. schauen wir uns doch etwas näher an, wie es um die qualität der dürrenmattschen prosa bestellt ist. die 1971 publizierte erzählung der sturz' handelt von einer kreml-geheimsitzung, von intrigen um die macht, der angst der anwesenden minister vor ihrer liquidation. eine modellsituation, laut dem autor ebensogut auf das pentagon oder die mafia übertragbar. im laufe der sitzung wird die reihenfolge der nomenklatur auf den kopf gestellt, der mächtigste mann, a, ermordet, andere durch eine rochade entweder in der hierarchie befördert oder degradiert. <das sitzungszimmer war lang und nicht viel breiter als der versammlungstisch. die wände waren halbhoch braun getäfelt. der ungetäfelte teil der wände und die decke waren weiss. die sitzordnung war nach der hierarchie des systems geregelt. a sass oben. über ihm, am weissen teil der wand, hing die parteifahne. ihm gegenüber blieb das andere tischende leer, und dahinter war das einzige fenster des sitzungszimmers. das fenster war hoch, oben gewölbt, in fünf scheiben eingeteilt und hatte keine vorhänge. b d f h k m sassen (von a aus gesehen) an der rechten tischseite und ihnen gegenüber c e g i l n, neben n sass noch der chef der jugendgruppen p und neben m der atomminister o, doch waren p und o nicht stimmberechtigt. l war der älteste des gremiums und hatte, bevor a die partei und den staat übernahm, einmal die funktion ausgeübt, die d jetzt ausübte. l war schmied gewesen, bevor er revolutionär wurde. er war gross und breitschultrig, ohne fett angesetzt zu haben. sein gesicht und seine hände waren derb, seine grauen haare waren noch dicht und kurz geschnitten. er war immer unrasiert. sein dunkler anzug glich dem sonntagskleid eines arbeiters. er trug nie eine krawatte.> wirkt diese sprache nicht fantasielos, armselig? wie mager der wortschatz, stereotyp der gebrauch des verbs, uninspiriert jeder vergleich. das sitzungszimmer lang und breit, die wände getäfelt, teils ungetäfelt, die sitzordnung geregelt, das fenster hoch und ohne vorhänge, derbe hände, graue haare, keine krawatte. und alles immer verbunden mit dem blossen hilfsverb sein. zur not mit haben. dieser schreibstil zieht sich durch die ganze erzählung. blutleere aufzählung ohne einen funken geist. und sprachlich nicht einmal fortgeschritten, als plagte sich ein deutschschweizer schüler zum ersten mal mit den primitivsten wendungen der schriftdeutschen sprache. hölzerne konstruktionen, die nächstbesten, tausendmal gehörten ausdrücke. platitüden, nirgends tempo, steigerung, drosselung, kein risiko ausser dem, sich lächerlich zu machen: <n bewunderte dagegen d's haltung. bei all dessen macht innerhalb der partei und bei all dessen politischer intelligenz empfand die wildsau', wie ihn a bezeichnete, sicher auch furcht, sollte die nachricht von o's nichterscheinen zutreffen, doch d beherrschte sich. er verlor seine lockerheit nie. der parteisekretär blieb auch in der gefahr gelassen. aber seine lage war ungewiss. o's verhaftung (falls sie nicht ein blosses gerücht war, das durch sein nichterscheinen verursacht wurde) konnte einen angriff auf d einleiten, weil o in der partei d unterstand, sie konnte jedoch auch auf den sturz des chefideologen g hinzielen, als dessen persönlicher schützling o galt: dass o's liquidierung (falls sie eintraf ) d und g zugleich bedrohte, war an sich möglich, doch kaum wahrscheinlich.> ein dichter ist dürrenmatt gewiss nicht, schon gar nicht zu gut für den nobelpreis, welch ein vergleich! eintönige schilderung, nicht einmal schilderung, blosse aufzählerei durchzieht die erzählung. schablone, biedereste wortwahl, plakative behauptung. weder farbe noch stimmung, nichts künstlerisches, nicht einmal eloquentes. tiefschürfendes ist nirgends auszumachen. wirken solche sätze nicht fast schon hilflos: <er war auch ausserhalb der partei einflussreich und kannte nichts als seine aufgabe. das machte ihn mächtig. er war nicht treulos, doch ging er keine bindung ein, auch persönlich war er junggeselle geblieben.> <sein deutsch, sein englisch, sein französisch, sein russisch, sein italienisch waren perfekt, seine studie über mazarin und seine darstellung der frühindischen grossstaaten in viele sprachen übersetzt, ebenso sein essay über den chinesischen zahlenbegriff. auch kursierten übersetzungen von rilke und stefan george von ihm. am berühmtesten war jedoch seine <umsturzlehre>, weshalb man ihn auch den clausewitz der revolution nannte....> von überbordenden einfällen keine spur, rein nichts poetisches, weder sprachlich noch gedanklich - gehörts nicht sowieso zusammen? - werden da grenzen gesprengt, wird neues erschlossen, kommt überhaupt stimmung auf. die handlung irgendwie abgespult, flach, banal. eine atmosfäre kann sich nicht entfalten. nichts, was einem den atem verschlüge, ja was überhaupt geringen literarischen ansprüchen genügte. ich gehöre zu den gedankenschlossern und -konstrukteuren, die sich mühsam zur sprache bringen müssen', hat dürrenmatt einmal geschrieben. so ist es. mühsam. wenn die gedanken wenigstens was taugten! doch der plott wirkt einfach zu abgedroschen: <die parteimuse öffnete die handtasche und puderte sich. der aussenhandelsminister studierte akten, der minister für schwerindustrie seine fingernägel, der landwirtschaftsminister starrte vor sich hin, der chefideologe machte notizen, und der minister für transport l schien das zu sein, als was man ihn bezeichnete, ein unbewegliches denkmal.> kein zweifel, dürrenmatt
beherrscht seine mittel. aber die sind bestenfalls durchschnittlich.
jeder zeitungsfritze schreibt doch so. und was dem leser an dramaturgischem
geboten wird, an charakteren auch, entspricht dem täglichen brot
jeder liebhaberbühne aus der provinz. die soll selbstverständlich
auch leben dürfen. und sie wird ihre zuschauer auch unterhalten.
nur grosse (schweizer) literatur des 20. jahrhunderts kann das nicht
sein. <a hatte seine pfeife ausgeklopft, was immer als zeichen galt, dass er die sitzung des politischen sekretariats für beendet hielt und keine diskussion wünschte, als der transportminister l das wort ergriff, ohne sich vorher gemeldet zu haben. der transportminister erhob sich mühsam. seine trunkenheit hatte offenbar zugenommen. er wies darauf hin, leicht lallend und zweimal ansetzend, dass o fehle und dass darum die sitzung des politischen sekretariats noch gar nicht habe beginnen können. es sei schade um a's prächtige rede, aber satzung sei satzung, auch für revolutionäre. alle starrten das denkmal entgeistert an, das über den tisch geneigt, die arme aufgestützt und trotzdem schwankend, a kampflustig musterte, das gesicht mit den weissen bartstoppeln, bleich und maskenhaft. l's einwand war unsinnig, wenn auch formell richtig. der unsinn lag darin, dass der einwand überflüssig war, durch a's ausführliche rede hatte die sitzung schon begonnen, und er lag darin, dass der transportminister mit seinem protest so tat, als wisse er nichts von o's und seiner eigenen möglichen verhaftung.> undsoweiter. dutzendsprache,
wortwiederholungen, anspruchslose wortwahl. überbordende einfälle,
wahrer kunstverstand? quatsch. klammerbemerkungen
im original: schrecklich, schrecklich das alles! mir kommt die geschichte vor wie ein gerüst zu einer geschichte, die erst noch geschrieben werden müsste. die wahnwitzigen ausfälle', die ungeheuerlichen sätze'? bitte sehr: <er sei ein alter revolutionär, schrie er, sich wieder in die höhe stemmend, seine frau sei zwar im spital, das wüssten alle, aber sie habe die operation gut überstanden, er gehe nicht in die falle. von anbeginn sei er in der partei gewesen, vor a, vor c und vor b, die nur erbärmliche emporkömmlinge seien. er habe schon in einer zeit für die partei gewirkt, wo es gefährlich gewesen sei, in ihr zu sein, lebensgefährlich. er habe in erbärmlichen, stinkenden zuchthäusern gesessen, wie ein tier angekettet, und ratten hätten nach seinen blutigen fussgelenken geschnappt. ratten, schrie er immer wieder, ratten! seine gesundheit habe er ruiniert im dienste der partei, er sei um ihretwillen zum tode verurteilt worden. das erschiessungskommando war schon aufmarschiert, genossen', heulte er, es stand mir schon gegenüber'. nach seiner flucht, lallte er weiter, sei er untergetaucht, bis die grosse revolution gekommen sei, bis er an der spitze der revolutionäre mit einem revolver und einer handgranate den palast gestürmt habe. mit einem revolver und einer handgranate habe ich geschichte gemacht, weltgeschichte', brüllte er und war nicht mehr zu bändigen, seine verzweiflung und seine wut hatten etwas grossartiges....> die sprache dürrenmatts
entschieden nicht. erbarmen! das alles soll den anschein einer farce erwecken, einer karikatur. aber es ist nur stümperhafte kritzelei. reine routine, abziehbild. pseudointelligent. frasen, ungelenke schreibe, die flüssigkeit nur vortäuscht, indem sie das immergleiche schema von aneinanderreihung bedient. an keiner stelle hat die erzählung gehalt. die ansammlung von intrigen, verleumdungen, die bizarren machtkämpfe, der sturz des diktators und seine ermordung - unglaubwürdiger quatsch. über den sturz'
schrieb urs jenny seinerzeit in der süddeutschen zeitung: ach wo! die partie langweilt doch nur. retardiert ist da nur die auffassungsgabe jennys. statt glanzlichter peinlichkeiten. nichts grossmeisterliches, purer dilettantismus. usw. ein anderer kritiker,
werner weber, schrieb in der neuen zürcher zeitung: man vergleiche und
prüfe: souveränität des denkens? souveräne impotenz! souveränität des formens? doch höchstens grundschulreif. mühe? ja. sorgfalt? nein. wesen des totalitarismus? totaler kitsch. etwas im kopfe vorfabriziertes lustlos zu papier gebracht. die sprache führt kein eigenleben, greift nicht ins geschehen ein, keine ader für die magie, die kunst, die musik des wortes. reduziert auf die aussage, eignet dem text etwas kolportagehaftes, die politische analyse, meinetwegen entblössung des machtapparates ist doch nur selbstzufriedenes geschwätz. lauter halbwissen, viertelbinsen, zusammengefasste propaganda westlicher schnorrer und demagogen. dürrenmatt legt einzig sorgfalt darauf, gängige ansichten bündig niederzuschreiben. eigene denkleistung erspart er sich und dem leser. nichts als bestätigungsliteratur. doch schauen wir
uns noch etwas weiter um. 1950 erschien sein erster kriminalroman, der
richter und sein henker'. im ganzen wesentlich besser geschrieben, weniger
plump, recht locker gar und ambitioniert, liest sich der text spannend,
die story zuweilen süffig, einfallsreich. ein achtbares niveau
für einen krimi, die konstruktion eine solide leistung des noch
jungen autors. grosse literatur indes kriegen wir auch hier nicht vorgesetzt.
dürrenmatt vermag keinem grossen schriftsteller das wasser zu reichen.
nichts geht unter die haut, kann erregen, in bann schlagen. gute unterhaltungsliteratur
zur abendlichen entspannung, und das ist ja nicht wenig. aber zu oberflächlich,
um bedeutend zu sein. <bärlach
schwieg, und lutz, der gern gestritten hätte, spähte aufs
neue durch die scheiben. der regen hatte etwas nachgelassen. sie waren
schon in der allee. der schosshaldenfriedhof schob sich zwischen den
dampfenden stämmen hervor, ein graues, verregnetes gemäuer.
blatter fuhr in den hof, hielt. sie verliessen den wagen, spannten die
schirme auf und schritten durch die gräberreihen. sie brauchten
nicht lange zu suchen. die grabsteine und die kreuze wichen zurück,
sie schienen einen bauplatz zu betreten. die erde war mit frischausgehobenen
gräbern durchsetzt, latten lagen darüber. die feuchtigkeit
des nassen grases drang durch die schuhe, an denen die lehmige erde
klebte. in der mitte des platzes, zwischen all diesen noch unbewohnten
gräbern, auf deren grund sich der regen zu schmutzigen pfützen
sammelte, zwischen provisorischen holzkreuzen und erdhügeln, dicht
mit schnellverfaulenden blumen und kränzen überhäuft,
standen menschen um ein grab. der sarg war noch nicht herabgelassen,
der pfarrer las aus der bibel vor, neben ihm, den schirm für beide
hochhaltend, der totengräber in einem lächerlichen frackartigen
arbeitsgewand, frierend von einem bein auf das andere tretend. bärlach
und lutz blieben neben dem grabe stehen. der alte hörte weinen.
es war frau schönler, unförmig und dick in diesem unaufhörlichen
regen, und neben ihr stand tschanz, ohne schirm, im hochgeschlagenen
regenmantel mit herunterhängendem gürtel, einen schwarzen,
steifen hut auf dem kopf. neben ihm ein mädchen, blass, ohne hut,
mit blondem haar, das in nassen strähnen hinunterfloss, die anna,
wie bärlach unwillkürlich dachte. tschanz verbeugte sich,
lutz nickte, der kommissär verzog keine miene. er schaute zu den
andern hinüber, die ums grab standen, alles polizisten, alle in
zivil, alle mit den gleichen regenmänteln, mit den gleichen steifen,
schwarzen hüten, die schirme wie säbel in den händen,
fantastische totenwächter, von irgendwo herbeigeblasen, unwirklich
in ihrer biederkeit. und hinter ihnen, in gestaffelten reihen, die stadtmusik,
überstürzt zusammengetrommelt, in schwarz-roten uniformen,
verzweifelt bemüht, die gelben instrumente unter den mänteln
zu schützen. so standen sie alle um den sarg herum, der dalag,
eine kiste aus holz, ohne kranz, ohne blumen, aber dennoch das einzige
warme, geborgene in diesem unaufhörlichen regen, der gleichförmig
plätschernd niederfiel, immer mehr, immer unendlicher. der pfarrer
redete schon lange nicht mehr. niemand bemerkte es. nur der regen war
da, nur den regen hörte man. der pfarrer hustete. einmal. dann
mehrere male. dann heulten die bässe, die posaunen, die waldhörner,
kornetts, die fagotts auf, stolz und feierlich, gelbe blitze in den
regenfluten; aber dann sanken auch sie unter, verwehten, gaben es auf.
alle verkrochen sich unter die schirme, unter die mäntel. es regnete
immer mehr. die schuhe versanken im kot, wie bäche strömte
es ins leere grab. lutz verbeugte sich und trat vor. er schaute auf
den nassen sarg und verbeugte sich noch einmal. ich denke, die stelle
gehört zu den höhepunkten dürrenmattscher prosa. was
er hier zeigt, kann er nicht überbieten, dann und wann, in andern
passagen und werken, egalisieren. <blatter fuhr nun schneller. der regen hatte nachgelassen, ja, plötzlich am muristalden wurde bärlach für augenblicke in ein blendendes licht getaucht: die sonne brach durch die wolken, verschwand wieder, kam aufs neue im jagenden spiel der nebel und der wolkenberge, ungetüme, die vom westen herbeirasten, sich gegen die berge stauten, wilde schatten über die stadt werfend, die am flusse lag, ein willenloser leib, zwischen die wälder und hügel gebreitet. bärlachs müde hand fuhr über den nassen mantel, seine augenschlitze funkelten, gierig sog er das schauspiel in sich auf: die erde war schön.> dürrenmatts
glanzlicht, der satz. das hat einen hauch von grösse, von genie.
aber solche sätze sind nicht typisch, sie gelingen zu selten, nirgends
so häufig noch wie in dieser frühen arbeit. in späterer
prosa verschwinden sie nahezu vollständig. < 'ein jahr hast du noch zu leben', fuhr der andere fort, und vierzig jahre hast du mir wacker nachgespürt. das ist die rechnung. was diskutierten wir denn damals, bärlach, im moder jener schenke in der vorstadt tophane, eingehüllt in den qualm türkischer zigaretten? deine these war, dass die menschliche unvollkommenheit, die tatsache, dass wir die handlungsweise anderer nie mit sicherheit vorauszusagen, und dass wir ferner den zufall, der in alles hineinspielt, nicht in unsere überlegungen einzubauen vermögen, der grund sei, der die meisten verbrechen zwangsläufig zutage fördern müsse. ein verbrechen zu begehen nanntest du eine dummheit, weil es unmöglich sei, mit menschen wie mit schachfiguren zu operieren. ich dagegen stellte die these auf, mehr um zu widersprechen als überzeugt, dass gerade die verworrenheit der menschlichen beziehungen es möglich mache, verbrechen zu begehen, die nicht erkannt werden könnten, dass aus diesem grunde die überaus grösste anzahl der verbrechen nicht nur ungeahndet, sondern auch ungeahnt seien, als nur im verborgenen geschehen. und wie wir nun weiterstritten, von den höllischen bränden der schnäpse, die uns der judenwirt einschenkte, und mehr noch, von unserer jugend verführt, da haben wir im übermut eine wette geschlossen, eben da der mond hinter dem nahen kleinasien versank, eine wette, die wir trotzig in den himmel hinein hängten, wie wir etwa einen fürchterlichen witz nicht zu unterdrücken vermögen, auch wenn er eine gotteslästerung ist, nur weil uns die pointe reizt als eine teuflische versuchung des geistes durch den geist.' > die stelle erreicht das niveau der begräbnisszene nicht mehr. kein poetisches feuer. der moder der schenke, der qualm der zigaretten, die höllischen brände der schnäpse vermögen doch nicht mitzureissen. und die verführung durch die jugend. als wäre sie ein lockendes weib. das sind doch längst alles klischees, waren es auch vor 30 jahren schon. keine massgabe für rechtschaffene poeten. der mond, der hinter kleinasien versinkt? wo monde nicht überall versinken! gutes imitat, aber nichts patentes. und die wette in den himmel gehängt? achgott. mir ist voller geigen. geigen der jugend. und die teuflische versuchung des geistes durch den geist macht auch nichts besser. nur christlicher. < so lebten wir denn. du ein leben unter deinen vorgesetzten, in deinen polizeirevieren und muffigen amtsstuben, immer brav eine sprosse um die andere auf der leiter deiner bescheidenen erfolge erklimmend, dich mit dieben und fälschern herumschlagend, mit armen schluckern, die nie recht ins leben kamen, und mit armseligen mörderchen, wenn es hochkam, ich dagegen bald im dunklen, im dickicht verlorener grossstädte, bald im lichte glänzender positionen, ordenübersät, aus übermut das gute übend, wenn ich lust dazu hatte, und wieder aus einer anderen laune heraus das schlechte liebend. welch ein abenteuerlicher spass! deine sehnsucht war, mein leben zu zerstören, und meine war es, mein leben dir zum trotze zu behaupten. wahrlich, eine nacht kettete uns für ewig zusammen!> wahrlich, wir nähern
uns den tiefen menschlichen sehnens. oder doch nur dem schwulst?. so
ist es. alles in allem, glaube ich, entdecken wir in diesen zwei werken die volle spannbreite seiner erzählerischen prosa. einiges andere neigt zur schlechtern, manches zur bessern seite. für mich hat dürrenmatt nur in einem grösse: in etlichen seiner essays, die ganz dem logischen gedankenspiel verhaftet sind, dialektischen fantastereien - geniale eulenspiegeleien. sie zu lesen macht richtig spass, den anspruch, in sich schlüssige systeme zu erfinden und ins kosmische zu übertragen, löst er ein mit bravour. weltliteratur hat
er aber nie geschrieben. |
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