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schandfleck.ch_archiv/2002/nr.3
georg l'homme
hollywood im gleichschritt, marsch!
starwars und wargames
hollywoods actionfilmer greifen der usarmee kräftig unter die arme. immer wieder finden treffen zwischen militärvertretern und filmemachern an der universität von südkalifornien statt. unter den krisenberatern befanden sich letzthin die drehbuchautoren steven de souza und david engelbach ("die hard", "mcgyver") sowie joseph zito ("delta force one", "missing in action"). bereits bei früheren kriegsaktionen wurde die unterhaltungsindustrie als militärratgeber beigezogen.
militarismus: begriff mit vielfältigen bedeutungsaspekten, oft auch kampfbegriff.
beratende wohltäter gibt's auch andersrum. tom cruise habe sich mit cia-agenten getroffen, um den agenten im dritten "mission impossible"-streifen glaubwürdiger spielen zu können.
wurde gerade die cia (und armeeobere) in bisherigen kinofilmen immer wieder als korruptes schreckgespenst wiedergegeben, so will hollywood die regierung und ihre undienste in gegenwärtigen und künftigen produktionen wohlwollender darstellen. dies ist natürlich eine reaktion der kriegstreiberei seit dem herbst '01.
übrigens, für den als antikriegsfilm geschimpften streifen "saving private ryan" wurde steven spielberg mit der höchsten zivilen auszeichnung des usmilitärs geehrt.
militarismus: 1) einstellungen und dispositionen, die kriegerische auseinandersetzungen hochschätzen und ohne weiteres als normale äusserungsformen gesellschaftlicher und zwischengesellschaftlicher konflikte hinnehmen.
zu begegnungen der persönlichen art und fast schon amortdesgeschehens machen sich diverse stars und starlets auf. mariah carey, sang vor einigen monaten für ustrupps in der bundesrepublik jugoslawien. "ich habe eine solche hochachtung vor dem, was ihr für unser land tut". begeistert klatschten und sangen die krieger in der heimeligen atmosfäre mit und machten erinnerungsfotos. ihren patriotismus betonte sie mit ihrem nationalflaggischen bh und andererseits mit der armeehose.
jenifer lopez hingegen reiste zur aufmunterung der truppen nach afghanistan, dort will sie für bombenstimmung sorgen.
auch schauspieler wie george clooney, brad pitt, matt damon, julia roberts, andy garcia "wollen den soldaten ein stück heimat bringen" reisten über weihnachten auf einen usstützpunkt in die türkei.
militarismus: 2) die unterordnung aller gesellschaftlichen bereiche unter die typischen haltungen und lebensformen des militärs, z.b. verbreitung militärischer mode oder militärischer grussformen.
"waffen machen stark, unabhängig und frei." viele serien, filme und hefte, die jugendliche konsumieren, verherrlichen waffen, gewalt und aggressive männlichkeit.
praktizierte gewalt spielt in film und fernsehn eine bedeutende rolle - nicht nur zur unterhaltung und entspannung. in krimis, actionserien und horrorfilmen kann das publikum rache- und vergeltungsfantasien ausleben, darf sich mit den bösen identifizieren. wir sehen zu, wie der gute im namen der gerechtensache misshandelt und mordet, gesetze übertritt, amts- und autoritätspersonen beiseite schiebt und und und wie in "rambo 1", "dirty harry" oder "a-team". man ist nicht von gesetzen, vorschriften und den regeln des guten benehmens eingeengt, sondern stark und frei und darüber hinaus noch gerecht!
gewaltfantasien sind gesellschaftlich tabuisiert. die umsatzzahlen für kriegs- und actionstreifen der sogenannten boulevardblätter sind enorm. und angesichts der teilnahme von millionen tvzuschauern an blutigen geiseldramen und bombardierungen fremder länder - liveübertragung nota bene! - lautet die frage "ist all das moralisch zulässig?!?" das sich-zu-gemüte-führen von gewaltfantasien findet allerdings im privaten bereich statt und erlaubt somit eine öffentliche verurteilung. es sind ja nur die anderen, die gefallen und lust daran finden.
kinder und jugendliche gewinnen durch die argumente erwachsener den eindruck, gewaltfantasien seien verwerflich, gleichzeitig sind sie aber in deren medien geduldet und werden sogar beworben.
militarismus: 3) die politische und institutionelle unterordnung der gesellschaft unter den einfluss militärischer führungsgruppen und ihre häufig kriegerischen ziele.
die neuseeländische regierung bietet grosszügige militärunterstützung, stellte denn für die grossen schlachtszenen ganze heerscharen ihrer eigenen krieger als statisten zur verfügung. sie erhofft sich von der "the lord of the rings"-trilurgie einen positiven effekt auf den tourismus und unterstützte das filmprojekt nach allen kräften. - zu dumm nur, dass mehrere streitkräfte kurz vor beginn der dreharbeiten ins kriegsgebiet ost-timor abberufen werden mussten.
dass die hollywoodindustrie schnell auf die jüngsten kriege reagieren würde, war irgendwie vorhersehbar. vielleicht kann man sich noch eine weile selbst belügen und es nicht krieg nennen, was beispielsweise in kolumbien und somalia unter usamerikanischer regie und beteiligung angelaufen ist. im patriotisch gestimmten hollywood, wo blut nach farbe riecht, gibt es keine solchen hemmungen.
da predigt arnold schwarzenegger den krieg gegen kolumbianische guerilleros in "collateral damage", und auch in somalia wird dank ridley scotts "black hawk down" auf einmal gesiegt. dessen filmstart wurde vorgezogen, und prompt war das kriegsepos mehrere wochen an der spitze der kinocharts. das drehbuch basiert auf einem tatsachenbericht mit schauplatz somalia 1993, ustruppen erleben die grösste militärische niederlage seit dem ende des vietnamkrieges! - die uno schickt internationale friedenstruppen ins bürgerkriegsland somalia, um die zufuhr von hilfsgütern sicherzustellen. daneben sollen usamerikanische elitekommandos hochrangige somalische/gegnerische offiziere festnehmen und zu einer usbasis bringen. doch das unternehmen läuft schief. ein helikopter wird abgeschossen, ein konvoi verfährt sich im strassenlabyrint, 100 deltaforcekrieger werden von ihrem kommando abgeschnitten. sie alle werden von jägern - denn "töten bedeutet verhandeln" - nun zu flüchtenden.
kriegerkommunismus: eine form der militärischen vergemeinschaftung, bestimmt durch a) rechnungsfremden konsum aus gemeinsamen vorräten und b) kommunistische solidarität bzw. echte charismatische heldengesinnung an stelle der errechnung von versorgungsoptima, förderlich für kriegerkommunismus ist gemeinsame gefahr, z.b. des feldlagers (lager- und beutekommunismus).
in "we were soldiers" führt mel gibson als altgedienter lieutenantcolonel 400 menschen in die erste schlacht des vietnamkrieges - in vietnam ist dieser krieg als amerikanerkrieg berüchtigt! an einem idyllischen sommertag landet der trupp in einem malerischen grünen tal. seither ist es als das ‚tal des todes' bekannt... viele menschen starben an diesem tag und in den folgenden monaten. gezeigt wird das gemetzel aus sicht des lt colonel, der die schlacht überlebte und selber den roman darüber schrieb.
kriegerkommunismus: eine abschwächung ergibt sich mit jeder art dezentralisierter (präbendaler oder feudaler) militärverfassung, allgemein durch streben nach besitz, rationalem erwerb und familiengründung.
weiteres kind der gegenwärtigen kriegsspielerei ist "the sum of all fears". was wäre, wenn eine extremistische gruppe in den besitz einer lange zeit vermissten atombombe gelänge und diese in den usa zur explosion bringen will? die helden müssen die hintergründe des plans herausfinden und zwischen dem russischen- und dem uspräsidenten vermitteln. - intressanter ist der blick hinter die kulissen: die ränkespiele der politobrigkeit, die entschlossenheit der gruppe, die cia-einsatzpraktiken.
bei all den filmen drängt sich unweigerlich die frage auf, wo hört denn die fiktion auf, und wo beginnt die realität? und soll es für ein historisch durchschnittlich interessiertes publikum überhaupt möglich sein, dazwischen zu unterscheiden?
als einer der realistischsten, wahrhaftigsten Filme scheint nach wie vor "wag the dog - wenn der schwanz mit dem hund wedelt" über das produzieren von (medien-) kriegen zwecks ablenkung von internen, personellen problemen zu sein.
kriegerkommunismus: historisch die urwüchsige form jederzeit schlagfertig bereitstehender geschulter und der disziplinierung fähiger truppen.
auch sylvester stallone soll aus gegebenem anlass an einer wiederauferstehung seiner rambo-figur arbeiten. "rambo 3" von 1987 schreit geradezu nach einer fortsetzung. konsultiert man das lexikon des internationalen films, wo "rambo 3" bestechend prägnant zusammengefasst wird: vietnamveteran und superheld rambo, der sich in ein buddhistisches kloster zurückgezogen hat, wird vom amerikanischen geheimdienst nach afghanistan entsandt, wo er einen befreundeten oberst aus der hand der sowjetischen besatzer befreit.- blutiges actionkino, das mit törichter propaganda im stil des kalten krieges verärgert und beim versuch, den helden zur mystischen figur zu stilisieren, in unfreiwillige komik abgleitet.
für den vierten teil einfach alles spiegeln, bei den statisten im feld einfach gut und böse vertauschen. das böse anstatt der sowjetischen besatzer nun als taliban, als nette helfershelfer nicht mehr die taliban, sondern deutsche oder französische truppen und der zu findende freund nun als verhasster terroristenführer und fertig ist "rambo 4" - wetten, dass?
guerilla: wörtlich kleiner krieg.
1) militärische auseinandersetzung zwischen bewaffneten teilen der bevölkerung eines gebietes mit der regulären armee des eigenen landes, einer besatzungsmacht oder einer feindlichen armee.
nicht ganz so aktiv ist die heimische filmproduktion, steht jedoch nicht weit im abseits und produziert topqualität. ein schweizer armeefilm hat am internationalen militärfilmfestival 2001 in rom den ersten preis der kategorie umweltschutz gewonnen. realisiert wurde der 14 minütige streifen "so oder so? armee und umwelt" vom regisseur jürg elbe. über den genauen inhalt konnte leider nichts in erfahrung gebracht werden, es wird aber gemunkelt, dass zu sehen ist, wie rekruten bierflaschen elegant in die container werfen und die ins gletschergebiet gezielten geschosse wieder einsammeln. die filmrolle sei übrigens zu 60% umweltschonend vernichtbar.
guerilla: 2) bezeichnung allein für die bewaffneten teile der bevölkerung in entsprechenden auseinandersetzungen.
für "achtung, fertig, charlie!" sollen die dreharbeiten zum frühlingsrsstart '03 beginnen, der film pünktlich zum folgenden sommerrsende in helvetischen kinos ausgestrahlt werden. so wird die eidgenössische "rs-komödie" als erste einheimische filmproduktion vom us-filmverleiher lanciert. zur story: rekrut antonio erlebt die schikane von grenadieren, standpauken vom kommandanten, himmlische eingebungen vom feldprediger und frauengeschichten ausserhalb und innerhalb des militärbetriebes aus nächster nähe.
offensichtlich wehmütige erinnerungen hat arnold schwarzenegger an seine zeit in der österreichischen armee. jedenfalls hat er sich unlängst einen m47-panzer gekauft, den er vor 30 jahren durch die alpen steuerte. das rund 2,3 millionen franken teure gefährt soll in einem museum untergebracht werden. staub ansetzen soll der panzer aber nicht. "wenn ich in ohio bin, fahre ich damit rennen," so der glückliche käufer.
kalter krieg: 1) allgemeine bezeichnug für einen konflikt zwischen staaten, in dem alle kampfmittel unterhalb der des offenen krieges verwendet werden.
dennoch ein kleiner weh(r)mutstropfen: unfügsamer schauspielkollege nicolas cage "ich denke, dass ich nur bis zu einem gewissen grad ein guter soldat wäre - mit blindem gehorsam habe ich mühe."
kalter krieg: 2) in historisch bestimmtem sinne bezeichnung für die aussen- und militärpolitische konfrontation der usa und der udssr zwischen 1946 und 1990.
sehr heiss zu und her gehts mit echtkriegsfilmereien. jeder mensch, der getötet wird, soll gefilmt werden. so wird bestätigt, dass der erschossene teenie nicht unter 12 jahren! war - darüber ist erlaubt - , dass er eine waffe hatte.
in 10 sekunden muss ein israelischer scharfschütze abschätzen, wie alt sein palästinensisches opfer ist.
"möglicherweise gibt es auch irrtümer, etwa wenn ein kind erschossen wird, weil ein soldat einen blöden fehler gemacht hat.... er hat nicht so exakt gezielt und genau den kopf getroffen."
die jungs, die einen molotowcocktail werfen oder sogar schiessen, halten instinktiv einen moment an, um zu überlegen, wohin schiessen oder werfen, und dieser moment gibt dem scharfschützen 6 sekunden, "es ist kein problem, den kopf zu treffen."
militokratie: bezeichnung für die vorherrschaft militärischer führungsgruppen in einem staat.
aber es gibt auch, dass der krieg als farce gezeigt wird. der bosnische regisseur danis tanovic hat mit "no man's land" eine kriegserklärung gegen den krieg gedreht, gegen den bruderkrieg, gegen die newsgeilen kriegsberichterstatter und gegen das deckmäntelchen der sogenannten neutralität der uno in militärischen konflikten. was er denn von der uno erwarte "...dass sie sich entweder heraushält oder richtig einmischt, statt sich hinter dem moralischen deckmäntelchen zu verstecken und dann irgendwann kopflos ein land zu zerbomben." ausgangspunkt ist ein schützengraben mitten auf der front, in dem sich ein bosnier und ein serbe finden und versuchen, nicht vom andern erschossen zu werden. aber auch, weniger zur zielscheibe für die eigene oder andere seite zu werden. ein scheinbar toter erwacht zum leben, der aber nicht die geringste bewegung machen darf, denn unter ihm liegt eine empfindliche bombe. französische uno-soldaten würden noch so gern eingreifen, müssen aber jede erkundungsfahrt in einer unozentrale absegnen lassen. und die cnnartige journalistin würde am allerliebsten die leiche interviewen, wie sie sich denn jetzt so fühlt. - ein grotesker film, wobei der nachgeschmack, dass es sich hier um ein gar nicht witziges tema handelt, nie verschwindet und trotzdem.

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