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schandfleck.ch_archiv/2002/nr.3
michael bürgin
hoffnungslos?
ausbeutung, armut, unterdrückung, sklaverei, hunger und elend sind in den grössten teilen der welt verbreitet. der ursprung dieser verbrechen, wie wir sie heute kennen, wie sie sich heute global massenhaft zutragen, ist darin zu suchen, dass der weisse mann begann, andere kontinente zu bereisen und harmlose und in frieden lebende völker -"primitive", wie er es ausdrückt - zu verfolgen, einzufangen, zu vernichten. sklaverei und menschenhandel sind auch jetzt noch hochaktuell, vielleicht in einer abweichenden form. die ausbeutung hilflos unterdrückter kann, aber muss nicht unbedingt über gewaltandrohung oder -anwendung verlaufen. die finanzielle abhängigkeit ist das ideale druckmittel gegenüber den besitzlosen und von den leistungserwartungen gebeutelten arbeitern. somit wirkt das schmutzige geschäft der grossen labels, deren bosse und vertreter in reichen wie in armen ländern ohrenbetäubende gewinne einkassieren und bei politikern aller welt auf zustimmung und unterstützung stossen oder gar von ihnen beauftragt sind, als einigermassen legitim. die konsumbewusste gesellschaft, die brave schafherde der sklaventreiber auf der anderen seite des ozeans, begrüsst im allgemeinen den massenproduktionswahn und macht sich kaum gedanken über hintergründe oder über menschliche statt kapitalistische kriterien. sie ist selbst viel zu sehr mit ihren eigenen problemen beschäftigt.
und doch! in diesem ganzen grässlichen kreislauf von profit und verlust, von einkommen und abkommen, von bilanzen und finanzen, von zahlen und börsen und märkten gibt es noch differenzierter denkende köpfe, die hoffnung und ein wenig menschlichkeit in diesen weltentumult, in diese eingefressenen systeme von verborgener grausamkeit und offensichtlichen lügen einzuflechten versuchen. leider sind es nicht viele an der zahl, die mit solchem optimismus ans werk gehen, die schmerzen dieses planeten zu lindern. sie wollen armut bekämpfen, kriege verhindern, gerechtigkeit schaffen; dinge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. aber was nützt es schon, in einem katastrofenkriegsgebiet etwas zur verbesserung der lebensbedingungen der dortigen menschen beizutragen, wenn gleich die nächsten bomben einschlagen und der krieg respektlos weitergeführt wird, zeitgleich armeen aufgerüstet und konflikte weiterhin mit waffen gelöst (oder gefördert) werden... handelsprodukte, die mittels unterdrückung hergestellt werden, zu sogenannt fairen preisen zu verkaufen, löst die probleme noch lange nicht, solange auf der anderen seite die ausbeutung mit weitaus hilfsreicheren (macht-)mitteln gepusht wird. die hoffnung, etwas verändern zu können, wird zunichte gemacht, da aufgebautes gleich wieder abgebaut wird. solange sich die menschheit selbst bis auf den tod bekämpft, solange terrorregimes und deren multimillionärsmachthaber in ihren ausbeutungshochburgen pläne schmieden, anhand von glauben angst eingejagt wird und solange geld und die damit verbundene abhängigkeit die einzige wichtige rolle spielen soll, ist kein revolutionärer schritt in sicht, und die vision, etwas verändern zu können, wird zur illusion, genauso wie die abgabe eines stimm- oder wahlzettels.
wo soll da der sinn unserer existenz auf der erde sein, mitten in diesen zerstörerischen autoritären systemen und unüberschaubaren komplexen geldscheffler-verbrechen. wozu noch die energie und den optimismus aufbringen, sich für eine verständnisvolle und unproblematische zukunft zu engagieren, wo doch sowieso alles nach dem willen derjenigen läuft, welche die nötigen mittel besitzen, um das sagen zu haben. trotz all dem ist das einzig sinnvolle, was wir tun können, gegenwehr zu leisten, die augen zu öffnen und unserem instinktiven menschenverstand und unserem bewusstsein treu zu bleiben. gegen das alles anzukämpfen und das positive zu sehen, ist das, was wenigstens sinn ergeben würde, auch wenn die perspektiven prekär sind. vielleicht ist es ein anfang, eine frage der zeit...
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