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schandfleck.ch_archiv/2002/nr.2
michael bürgin
das wunschbild vieler männer
die armee hat nach wie vor eine grosse anhängerschaft und viele motivierte mitglieder in ihren reihen. am volk wurde so oft gehirnwäsche betrieben, dass es in der institution des militärs durchaus einen qualitativen sinn findet, und anscheinend gibt es genug reize, sich dort eingliedern zu lassen.
ihr tatkräftigen und dienstwilligen männer sucht doch nach zusammenhalt und identität. so versteckt ihr euer einsames, selbstverhasstes, nichtsnutziges und gelangweiltes ich hinter einer uniform, bildet einheiten, unterdrückt eure individualität und geht in der masse unter, bis ihr irgendwann nach harter, erschwerender arbeit und disziplin zur autoritären persönlichkeit werdet, die alle herdentiere unter sich hat. die armee ist doch eine wunderbare einrichtung, um sich selbst und seine probleme zu vergessen, da hier nur unselbständigkeit und mechanismus gefördert werden.
in ein dominant männliches umfeld zieht es euch also, ihr pflichtwilligen männer. ihr betrachtet dies wohl als einen ort, an dem ihr zu richtigen männern gemacht werdet. mit eurer uniform und euren waffen demonstriert ihr macht und täuscht ausgeprägte männlichkeit und unbesiegbare stärke vor, die normalerweise gar nicht vorhanden sind, und somit markiert ihr das gegenteil eurer komplexe - euer wunschbild. ehre und ansehen strebt ihr an, spielt was vor und müsst euch dauernd beweisen, da jeder der beste sein will. ihr seid so erzogen, dass ihr das leben als ständigen wettkampf anseht, ein kräftemessen unter männern.
da kommt euch die armee gelegen, nicht wahr? ihr lernt, den andern zu vernichten, blufft mit euren abzeichen und hofft auf bewunderung. image ist alles, und eine kampfmontur verschafft euch respekt und zeigt plötzlich ein völlig neues bild von euch. die ausrüstung gibt euch kraft und selbstbewusstsein und lässt euch bald überheblich agieren. für anerkennung schuftet und keucht ihr, werft euch im gleichschrittmarsch dem trupp nach, steht stramm auf befehl, rennt los auf befehl, schwitzt hier und da und überall für sportliche glanzleistungen und denkt nur ans weiterkommen in der ranghöhe. der aggressive umgang und die extreme gewalttätigkeit gefallen euch, sie sind eine krasse form des männlichen wesens. im zustand eurer bedauernswerten motivation kommt ihr komplett von der realität ab, unterdrückt eure komplexe, bildet euch ein, etwas besseres zu sein, stuft euch sogar als jemand spezielles mit privilegien ein: der nächst schwächere muss jetzt dran glauben - dabei seid ihr nur weicheier, die ihren bierbauch in uniformen zwängen und nach lächerlichen broschen, wimpeln und auszeichnungen lechzen. den soldaten als retter, helfer oder gar helden zu sehen, ist eine krankhafte erscheinung in euren beschränkten köpfen, an der viele von euch festhalten. doch die umsetzung der wahren absichten, welche mit der armee verfolgt werden, landet in der zerstörung und vernichtung.

und alles fällt eurem egoismus zum opfer.

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