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schandfleck.ch_archiv/2002/nr.1
georg l'homme
zum kämpfer erziehen nur ein job - lebenslänglich
der schweizerischen armee laufen die rekruten davon: jeder dritte beendet die rs nicht. "verweichlichte jugend?" fragte so manche tageszeitung suggerierend. für die mehrheit der rekruten sei es schon eine psychische belastung, in einem viererzimmer zu übernachten, und nachts allein im wald packe sie die angst. nicht weniger leistungsfähig, aber aus einem anderen sozialen umfeld. das sozialumfeld ändere sich mit dem eintritt eines jünglings in die armee - aber hoffentlich doch!!
"die armee wird aber bestrebt sein, dass der allgemeinen wehrpflicht nicht so leicht entgangen werden kann." war doch klar, herr kriegsminister schmid.
gewalttätiges handeln ist immer der versuch, überlegen zu sein. gewalt entsteht auch aus der angst zu unterliegen.

einstellungen und verhalten werden besonders in den ersten lebensjahren geprägt. gilt dies ebenso für die einstellung zur gewalt? wenn kinder ihren alltag als unaufhörlichen kleinkrieg erleben, sind sie auch als jugendliche und erwachsene eher von aggressiven leitbildern fasziniert.
junge menschen haben schon immer nach dem sinn des lebens und ihrer eigenen zugehörigkeit gesucht.
interessant sind hierzu untersuchungen über elternhäuser und lebensläufe von us-amerikanischen kriegsundienstverweigerern und freiwilligen für den kriegseinsatz in vietnam.
die verweigernden beschrieben den umgang zu hause als warm und liebevoll. mutter und vater waren gleichberechtigt, kinder wurden wenig körperlich gestraft. lob, einander zuhören und argumentieren waren die regel, unterschiedliche meinungen akzeptiert.
ganz anders bei den freiwilligen kriegern! die familienatmosfäre schilderten sie als kalt, unfreundlich und aggressiv. zärtlichkeit zwischen eheleuten und zu kindern war selten und wurde bei den männern eher als schwäche angesehen. die familienstruktur war hierarchisch, meist der vater dominierte, die kinder gehorchten. körperliche strafen, drohungen und schimpfen standen bei der erziehung im vordergrund. eltern vermittelten werte wie ordnung, sauberkeit, gehorsam.
die untersuchung kommt zum schluss, dass die familienatmosfäre entscheidenden einfluss auf die ablehnung oder befürwortung von gewalt hat! ähnliche ergebnisse brachte eine vergleichende studie von kriegsundienstverweigerern und offizieren in deutschland.
die genannten untersuchungen sollen nicht belegen, dass herkunftsfamilie und erziehung schicksal sind. jeder mündige mensch kann - das unterstelle und erwarte ich - selbstverantwortlich denken, fühlen und handeln! "anständig le-ben",diesen anspruch kann nur jeder für sich selbst einlösen. ich muss selber entscheiden, wie ich mich den fragen meiner zeit stelle. in der familie werden jedoch die weichen gestellt, die eine spätere entwicklung in die eine richtung erleichtern und in eine entgegengesetzte erschweren.
gewalttätiges handeln ist immer der versuch, überlegen zu sein. gewalt entsteht auch aus der angst zu unterliegen. ge-walttätigkeit ist schliesslich oft vergeltung für früher erfahrene verletzungen. eltern können ihre kinder tief verletzen, früher nannte man das "den willen brechen"!!! "ich will" ist primär ausdruck kindlichen selbstbewusstseins, es soll durch angst vor strafe gebrochen werden. gehorsam unterwirft sich das kind der elterlichen gewalt. wenn es erwachsen ist, wird es möglicherweise den spiess umdrehen. "wer immer gehorchen musste, will auch mal befehlen", so aggressionsforscher.

gewalttätiges handeln ist immer der versuch, überlegen zu sein. gewalt entsteht auch aus der angst zu unterliegen. junge menschen werden in der schule der rekruten zu kriegern abgehärtet. abnorme, harte gewalt soll normal und alltäglich werden, indem menschen gedrillt werden. bei tieren würden wir von "dressieren" und "abrichten" sprechen!
nachdem soldaten im militärischen drill gedemütigt und misshandelt wurden, fällt ihnen die misshandlung, das quälen anderer leicht. brutalität ist nun ja normale umgangsform und hat nichts abstossendes (mehr)! - blossstellen, sprengstoff-schlucken, fesseln, prügeln, spezialdienste - die militärjustiz hat sich schon mit allerlei befasst. im militärsläng sogenannte "schikanen von oben" - oder normalsprachlich quälen von untergebenen, anvertrauten menschen. die dunkelziffer ist wohl enorm.
ein beispiel der jüngsten vergangenheit: auf order eines leutnants wurde ein rs-soldat an ein fahrzeug gefesselt und mit rund 20 fusstritten in den hintern für eine befehlsverweigerung bestraft. der gequälte wurde vorzeitig aus der rs entlassen. - eines der "weicheier", das die rs nicht bis zum bitteren ende absolvierte - die 13 soldaten, die sich am tätlichen übergriff beteiligten, wurden für diese körperverletzung mit 2-5 tagen arrest bestraft. der militär, der die misshandlung als "arschtreten mit bestrafungscharakter" bezeichnet, beteiligte sich selbst daran.
der selbe leutnant hatte bereits 3 tage zuvor seinen untergebenen befohlen, einen anderen menschen mit tritten zu traktieren. dem angeklagten armeevertreter droht eine gefängnisstrafe von 3 tagen(!) bis 3 jahren.
gewalttätiges handeln ist immer der versuch, überlegen zu sein. gewalt entsteht auch aus der angst zu unterliegen.

wegen des sich abzeichnenden mangels an soldaten und offizieren, so divisionär hans-ulrich solenthaler, müsse die armee schnell verkleinert werden, wie es die armeereform xxi vorsehe. denn hinter vorgehaltener hand ist inner- und ausserhalb des kriegsdepartements zu hören, dass es besonders für die neuen kommandoposten an qualifizierten kandidaten "eher mangelt".
gesucht wird auch für den sozialdienst und andere kaderpositionen oder für jobs bei der swisscoy. die verstärkung der bewaffnung (nicht die bewaffnung per se!) wurde in der vergangenen adventszeit von "unserem" parlament abgesegnet. der einsatz wurde bis ende 2003 verlängert. -nur besondere qualifikationen erforderlich. interessierte melden sich bitte bei: herrn s. schmid, kriegsministerium, postfach 3001 bern. gewalttätiges handeln ist immer der versuch, überlegen zu sein. gewalt entsteht auch aus der angst zu unterliegen.

unter umständen freut es euch zu erfahren, dass gewisse hürden für eine militärische karriere gesenkt wurden. vielleicht bringt es euch auch zum schmunzeln, aber vielleicht werdet auch ihr vor schrecken ein wenig bleich... wie bekannt ist, führt das helvetische kriegsministerium weitere reformen durch. militär war ja noch nie ganz 100! offiziell hiess es schon mal armee 95 und bewegt sich jetzt (getarnt als xxi) auf die 21 zu.
in gewissen streitmächten werden künftig nicht nur wie bisher rekruten mit einem iq von mindestens 90, sondern bereits mit solchen um die 70 willkommen sein. - vielleicht brauchts auch deshalb eine verlängerte rs, damit all den dummen jünglingen die militärregeln so richtig reingeprügelt werden können!...
gewalttätiges handeln ist immer der versuch, überlegen zu sein. gewalt entsteht auch aus der angst zu unterliegen.

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