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schandfleck.ch_archiv/2000/nr.3
kant. lehrlingsamt 1932
 

trouvaille - dir zum geleit

du arbeitest im betriebe deines meisters und in der gewerbeschule, um deinen beruf zu erlernen und einst als tüchtiger berufsmann dein brot zu verdienen. deine eltern, dein meister, deine lehrer, gemeinde und staat, die dir vor vielen eine berufslehre ermöglichen, sie alle erwarten von dir, dass du ihre fürsorge lohnest durch untadeliges verhalten und redliche arbeit.
trau deiner kraft und lass dich nie entmutigen. froher sinn und zielbewusster wille führen zum erfolg. ehre deinen beruf und mache ihm ehre. keine arbeit ist unedel; jede wird geadelt durch treue und gewissenhaftigkeit. schimpflich sind nur trägheit und müssiggang. auch in deiner kleinsten arbeit ist ein stück menschentum von dir. über kummer und enttäuschung hilft dir der segen der arbeit hinweg. des abends rast erquickt doppelt nach redlichem tagwerk. reinlichkeit und ordnung in kleidung, wohnung und sitten, mass in essen und trinken bewahren dich vor krankheit. wie der werktag der arbeit, so gehört die nacht der ruhe. betrachte des abends vor dem schlafengehn dein tun und treiben und tilge anderntags, was vor deinem gewissen nicht bestehen kann, durch rechttun. den sonntag verwende für die pflege deines gemütes. das wandern mit eltern, geschwistern und freunden stärkt seele und leib, und du lernst deine heimat und dein volk kennen und lieben. die gesundheit beruht auf einfachem leben, einem reinen unverdorbenen gemüt, auf beständiger nützlicher arbeit und auf der pflege edler gedanken. halte deine hand weg von schmutzliteratur; überall stehen dir biblioteken offen; ein gutes buch ist wie ein treuer freund, der dich als menschen und als berufsmann fördert. bleib lieber allein als in schlechter gesellschaft. schliesse dich fest an eltern und geschwister, an deine freunde, die es wohl mit dir meinen. achte deine mitmenschen, sei ihnen hilfreich und gut, dann wirst du von ihnen achtung, hilfe und dank erfahren.
der berufsmann, der im wettbewerb des lebens bestehen will, hat nie ausgelernt. bilde dich fort nach der lehre in fachschulen und kursen und in den werkstätten deiner arbeitgeber. schau dich um in deinem lande. findest du selber keine arbeitsstelle, so wird dir der öffentliche arbeitsnachweis (arbeitsämter) helfen. trachte danach, dein wissen und können auch im ausland zu mehren, andere menschen, sitten und gebräuche und neue arbeitsweisen kennenzulernen. lass dich aber vorher beraten durch das eidgenössische auswanderungsamt, durch die sekretariate der berufsverbände. vergiss im ausland nie, dass du den guten namen deines vaterlandes trägst.
nimm teil am öffentlichen leben deines volkes. erfülle deine bürgerpflichten, damit du verdienst, bürger deines landes zu heissen.

wort des kantonalen lehrlingsamtes in einem gewerbeschulzeugnis 1932.

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