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text
der initiative
die bundesverfassung
wird wie folgt geändert:
art.17:
- die schweiz hat
keine armee
- bund, kantonen,
gemeinden und privaten ist untersagt, militärische streitkräfte
zu halten. regelungen, welche die bewaffnete beteiligung an internationalen
friedensbemühungen ausserhalb der schweiz betreffen, sind vorbehalten.
diese regelungen sind obligatorisch dem volk zur abstimmung zu unterbreiten.
die beteiligung der schweiz mit unbewaffneten verbänden bleibt
davon unberührt.
- bisher von der
armee wahrgenommene zivile aufgaben wie hilfeleistungen für katastrofenschutz
oder rettungsdienste werden von den zivilen behörden des bundes,
der kantone und der gemeinden übernommen.
art.18:
die sicherheitspolitik
des bundes ist darauf ausgerichtet, konfliktträchtige ungerechtigkeiten
im in- und ausland abzubauen. er handelt dabei nach den grundsätzen
der demokratie, der menschenrechte und der gewaltfreien konfliktbearbeitung.
insbesondere fördert er chancengleichheit und gerechte beziehungen
zwischen den geschlechtern, zwischen den sozialen gruppen und zwischen
den völkern sowie eine umweltverträgliche und gerechte verteilung
der natürlichen ressourcen.
art.24:
- nach der annahme
der verfassungsbestimmungen von artikel 17 und 18 durch volk und stände
werden keine rekrutenschulen, wiederholungskurse und militärischen
ausbildungen mehr durchgeführt.
- innerhalb von zehn
jahren sind die bestände der armee aufzulösen, ihre geräte
und einrichtungen einer zivilen nutzung zuzuführen oder zu vernichten.
- der bund fördert
die umstrukturierung der von der abrüstung betroffenen betriebe
und verwaltungen auf zivile güter und dienstleistungen. er unterstützt
betroffene beschäftigte und regionen.
die initiative wurde, zusammen mit der initiative für einen zivilen
friedensdienst, von der hier nicht die rede ist, mit rund 110 000 gültigen
unterschriften im september 99 eingereicht. nun hat sich der bundesrat
in seiner botschaft dazu vernehmen lassen. in bedenklicher geistiger und
politischer verfassung empfiehlt er die initiative ohne gegenvorschlag
zur ablehnung.
weltverbesserisch
und illusionär
die vision der initianten, mäkelt die regierung, sei darauf ausgerichtet,
die welt zu verbessern, so dass gerechtigkeit, grosszügigkeit und
frieden regieren würden. es sei aber fragwürdig, ob diese idealistische
sicherheitspolitik glaubwürdiger sei als unsere heutige, die sich
über jahrzehnte bewährt habe, ja, man könne dieses ansinnen
als anmassend empfinden. idealisten seien besserwisser? arrogante ignoranten?
starker tobak, der hier rumgeboten wird! die armee als garant für
das recht des stärkeren, das hat sich bewährt, allerdings, auch
in der schweiz. traurige welt, in der die existenz von staatswesen davon
abhängig sein soll, dass sie eine armee haben. dieser perversion
redet der bundesrat nun dauernd in völlig opportunistischer weise
das wort. "politik, die sich zum ziel setzt, die welt zu verbessern,
ist illusionär." stellt sich die dringende frage ob soviel engstirnigkeit,
weshalb es einem politiker in den sinn kommt, politiker zu werden, wenn
nicht die welt zu verbessern oder zumindest die kriminellen zustände
im eigenen land. etwa, um einer gesellschaftsform, die auf liebe, vertauen
und rücksichtnahme aufbaut, im wege zu stehen, um der gerechtigkeit
und der moral vorzubeugen, um freiheit und friede zu verhindern und die
leute zu mördern und henkersknechten abzurichten?
die andern tuns auch
"in keinem staat, der sich in einer vergleichbaren sicherheitspolitischen
lage befindet wie unser land, bestehen bestrebungen zur abschaffung der
armee. man kann somit davon ausgehen, dass im internationalen vergleich
die einschätzungen des bundesrates, wonach auch ein staat, der sich
nicht in einer unmittelbaren bedrohungssituation befindet, nicht auf das
instrument der armee verzichten sollte, geteilt wird." man könnte
aber auch davon ausgehen, lieber bundesrat, dass es sehr wohl in allen
staaten menschen gibt, die täglich dafür kämpfen und schreiben,
singen und denken, leiden und hoffen, dass kriege und armeen verschwinden,
bomben und granaten , panzer und uniformen eingemottet werden, dass endlich
eine ruhe ist vor dieser schande des menschengeschlechts. man könnte
davon ausgehen, und man muss es tun, dass für die frage von krieg
oder friede, untergangskurs oder wohlergehen, aber auch intellektuellem
ruin und moralischem abbau oder aufblühen menschenfreundlicher kräfte
die existenz konkurrierender nationalstaaten von entscheidender bedeutung
ist, die sich bewaffnet gegenüberstehen. es ist die staatsbürgerschaft,
die verinnerlichte staatsräson, die menschen zu soldaten, zu mördern
und massenmördern macht, der raubzug eines ausbeuterischen kapitalismus
im namen der freiheit und die rücksichtslose ausbeutung der natur
samt aller ihrer geschöpfe. es ist das menschenverachtende gebaren
des stärkern und mächtigen, das ausgefeilte techniken der disziplinierung
erfindet, um sicherzustellen, dass zuverlässig und professionell
getötet und gestorben wird, wie das vaterland es befiehlt. es kann
nicht im interesse der menschheit geschehen, gewalt einzusetzen, nicht
im namen der freiheit. die armeen, sagen wirs doch offen, sind dazu da,
uns gewalt anzutun, uns in dienste zu pressen, unser wohlverhalten zu
erzwingen, uns soweit zu bringen, dass wir reibungslos und gut geölt
funktionieren - arbeiten, gehorchen, morden und sterben für ein widernatürliches,
kriminelles system, für das sich beileibe nichts dergleichen lohnt.
unser geld will er, der staat, und unsern gehorsam, drill und indoktrination
sind seine mittel, abrichtung und einseifung sein repertoire, verhexung
der geister seine kunst und feinde seine erfindung, um das vaterland zu
beschwören und nicht zuletzt, um solche texte zu verfassen.
mytenpflege
"keines der vorgeschlagenen instrumente hatte bislang erkennbare
erfolge aufzuweisen." mal beiseite, was der bundesrat als "instrumente"
zu bezeichnen beliebt - etwa gemäss art.18 die grundsätze der
demokratie, der menschenrechte und der gewaltfreien konfliktbearbeitung?
instrumente? naja! - droht ungeheuerliches hinter diesem satz: über
der armee steht gar nichts mehr, heisst das, um das bisschen friede und
demokratie können wir dankbar sein bei sonnenschein und gutem geschäftsgang,
aber im prinzip herrscht ernstfall und der feind steht allzeit bereit,
begehrlich seine lefzen schleckend. gott bewahre - uns steht sogar die
aufgabe der neutralität bevor, schüfen wir die armee ab: "bei
annahme der initiative müsste erwogen werden, den schutz vor militärischen
gefahren durch den beitritt zu einer militärischen allianz sicherzustellen
(wobei die position der schweiz in beitrittsverhandlungen schwach wäre,
weil sie nicht eigene streitkräfte in die allianz einbringen würde).
dies würde unweigerlich zu abhängigkeit führen und hätte
zwingend die aufgabe der neutralität zur folge."
unverbesserliche kriegsgurgeln. was soll da einer auf solche kapriolen
noch entgegnen? vielleicht etwas aus der broschüre "zivilverteidigung
1969", herausgegeben von den vorgängern der jetzigen regierung?
da hiess es nämlich: "wir kennen die wirklichkeit. wir wissen,
dass aggressive grossmächte einen sehr hohen anteil des arbeitsertrages
ihres volkes für kriegsrüstungen ausgeben und einen gewaltigen
kriegsapparat unterhalten. zehntausende von panzern und flugzeugen stehen
in bereitschaft. fernlenkraketen können jeden punkt der erde mit
atomgeschossen erreichen. hunderttausende auserlesener wissenschafter
arbeiten ausschliesslich für den krieg und die vernichtung der menschheit.
immer wieder werden friedliebende nationen überfallen und den machtsystemen
solcher grossmächte eingefügt. jede freiheitliche regung wird
mit brutaler gewalt unterdrückt."
es soll militärköpfe
geben, die bedauern, nicht bürger einer grossmacht zu sein. das wäre
ein ding! nun muss der böse wolf ein lamm spielen, wie schade. und
wie gut, wenn dieser lammstaat mit gutem beispiel voranginge und diese
betonköpfe ihre sachen einpacken müssten!
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