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schandfleck.ch_archiv/2001/nr.2
georg l'homme
kinderkrieger - nicht zu jung zu morden - alt genug zu sterben
zur zeit kriegern weltweit mindestens 300'000 kinder und jugendliche unter 18 jahren in armeen mit! viele werden legal, dem landesgesetz entsprechend rekrutiert. viele werden jedoch entführt, erpresst oder auf die eine oder andere art zwang ausgesetzt. die meisten kindersoldaten sind zwar zwischen 15 und 18 jahren alt, aber die rekrutierung beginnt bereits bei unter 10 jährigen. - auch mädchen werden eingezogen, oft gewaltsam; aber in geringerer zahl als buben. kinderkrieger stammen meist aus armen familien oder sind waisen. sie kamen entweder "freiwillig" zur armee, weil es dort essen, unterkunft und ein bisschen geld für die familie gibt - oder sie werden zwangsrekrutiert. "ein bub versuchte zu fliehen, wurde aber gefangen... seine hände wurden gefesselt und dann mussten wir, die anderen neuen gefangenen, ihn mit einem stock töten. mir war schlecht. ich kannte den buben von früher. wir waren aus dem selben dorf. ich weigerte mich, ihn zu töten, und sie sagten mir, dann würden sie mich erschiessen. sie zeigten mit dem gewehr auf mich, und so musste ich es tun. der bub fragte mich: "warum tust du das?". ich sagte, ich habe keine wahl. als wir ihn getötet hatten, mussten wir uns sein blut auf die arme schmieren... sie sagten, das müssten wir tun, dann hätten wir keine angst mehr vor dem tod, und so würden wir nicht mehr zu fliehen versuchen... ich träume noch von dem buben aus meinem dorf, den ich getötet habe. ich sehe ihn in meinen träumen, und er spricht zu mir und sagt, ich hätte ihn für nichts und wieder nichts getötet, und dann weine ich." susan, 16 - ehemalige soldatin, uganda.

die rekrutierten kinder-bis zu 5 jahre jung! - werden misshandelt, unter drogen und drohungen zu regelrechten folterknechten beziehungsweise sexsklavinnen herangezüchtet. wer nicht gehorcht, wird gnadenlos misshandelt oder muss zusehen, wie die eigenen eltern umgebracht werden.

in den aufgeführten staaten kämpften in den letzten jahren kinder in bewaffneten konflikten: afghanistan, albanien, algerien, angola, äthiopien, burundi, guatemala, indonesien (ost-timor), indien (kaschmir), irak, israel (besetzte gebiete), jordanien, kambodscha, kolumbien, kongo-brazzaville, dem. rep. kongo (ehem. zaire), libanon, liberia, mexiko, myanmar, papua-neuguinea, paraguay, peru, philippinen, qartar, russland (tschetschenien), ruanda, sierra leone, somalia, südafrika, sri lanka, sudan, tadschikistan, türkei, uganda.

- obwohl es beispielsweise das landesgesetz von paraguay verbietet, ist die rekrutierung von minderjährigen ins militär üblich. kinder werden oft mit 12 jahren eingezogen, auch unter zwang. oft erleiden sie in der folge alle sorten von misshandlungen.


- die verwendung von kindern als kanonenfutter und als voraustrupp in minenfeldern im krieg zwischen iran und irak ist dokumentiert.


- im sierraleonischen bürgerkrieg werden minderjährige sowohl von den streitkräften der regierung wie auch von den bewaffneten oppositionsgruppen zu kriegern zwangsrekrutiert. dies, obwohl die regierung von sierra leone und die oppositionelle vereinigte front (ruf) am 7. juli 1999 in togos hauptstadt lomé einen friedensvertrag unterzeichneten und obwohl sich uno und nichtregierungsorganisationen aktiv um die entwaffnung und freilassung von kindersoldaten bemühen. die rekrutierung von kindern unter 15 jahren verletzt die uno-kinderrechtskonvention, welche sierra leone 1990 ratifizierte.
- britische minderjährige soldaten schossen und starben im falklandkonflikt sowie im golfkrieg. - 40% der britischen rekruten sind zwischen 16 und 17 jahren alt.

weitere hunderttausende kinder wurden in regierungstruppen und in oppositionelle armeen integriert. jederzeit können sie zum kämpfen gezwungen werden.

folgende aufzählung beinhaltet staaten, welche unter-18-jährige gemäss dem jeweiligen landesgesetz (erneuerte gesetze vorbehalten) für ihre armee rekrutieren. meist ist diese möglichkeit für 15 bis 17 jährige (ausnahmen ab 13 jahren) als "freiwillig"
beschrieben: australien, bangladesch, bhutan, brasilien, burundi, chile, deutschland, el salvador, estland, finnland, frankreich, griechenland, grossbritannien, honduras, indien, indonesien, irak, iran, irland, israel, italien, japan, jordanien, jugoslawien, kanada, kolumbien, kroatien, kuba, laos, libyen, luxemburg, mauretanien, mexiko, namibia, niederlande, neuseeland, nicaragua, norwegen, österreich, pakistan, peru, polen, portugal, qartar, südkorea, spanien, südafrika, sudan, uganda, usa.

"um anzugeben, gaben wir uns offiziersränge. wir waren hauptmann, kommandant, oberst, der niedrigste von uns war leutnant. es war so einfach, den abzug zu drücken, und es machte tatatatata ... und es tötete, es tötete, und sie fielen wie die fliegen." d'ahmadou kourama - ehemaliger kindersoldat, sierra leone.

die technische handhabung von gewehren wurde massiv erleichtert. ausserdem sind die waffen nicht teuer. in manchen kriegführenden ländern ist es leichter und billiger, ein gewehr zu kaufen als ein buch. in sierra leone und liberia, diesen beiden von stammeskriegen zerstörten ländern, lernen kinder die handhabung und den einsatz von waffen so einfach wie ein hobby, ein spiel.

in einem klima unheimlicher euforie, in dem religion, fetischismus und alte überlieferte bräuche sich mischen und kugeln von überall her fliegen.


ferner werden kinder umso eher rekrutiert, je länger ein konflikt dauert. dies weil durch die im gefecht getöteten soldaten und die eskalation des krieges ein mangel entsteht, und es immer schwieriger wird, die lücken durch neue "normale" rekruten zu stopfen. wären kinder tatsächlich "unsere zukunft", müssten erwachsene dafür sorgen, dass alle kinder in sicherheit und geborgenheit aufwachsen, damit sie später ein verantwortungsbewusstes leben führen können. doch die realität sieht vielerorts anders aus. das perverse ist, dass kinder gerade wegen ihrer erhöhten schutzbedürftigkeit zum spielball brutaler machtmissbräuche erwachsener werden. unzählige kinder wachsen im krieg auf. mord und totschlag, folter und flucht gehören zum alltag. kinderkrieger und -innen (denn auch mädchen werden zwangsrekrutiert) lernen zu töten. - in angespannten situationen können sie weniger als erwachsene dem druck standhalten und sind "schiessfreudiger".

zusätzlich zum offensichtlichen risiko von tod und verletzung im kampf, leiden die kinder übermässig unter den harten lebensbedingungen des militärischen alltags und an misshandlungen der älteren soldaten. jüngere kinder erleiden deformationen des rückens und der schultern, weil sie zu schwere lasten tragen. unterernährung, infektionen der atemwege und der haut sowie geschlechtskrankheiten und aids. auch hör- und sehprobleme entstehen oft. hinzu kommen schwerwiegende psychische folgen der aktiven teilnahme an kämpfen, in denen die kinder selbst grausamkeiten vollbringen.

"die armee war ein albtraum. wir litten sehr unter der grausamen behandlung. ständig wurden wir geschlagen, meistens ohne jeden grund, nur um uns in einem zustand der angst zu halten. ich habe noch eine narbe an der lippe und heftige schmerzen im bauch von den brutalen tritten der älteren soldaten. das essen war kärglich, und wir mussten mit schweren lasten gehen, viel zu schwer für unsere kleinen und unterernährten körper. ich musste lernen, den feind zu bekämpfen in einem krieg, dessen grund ich nicht verstand." emilio, mit 14 zwangsrekrutiert - ehemaliger soldat, guatemala.

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