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die erfahrungen
mit der anerkennungspraxis von gesuchstellern sind auch anderthalb jahre
nach einführung des zivildienstes einerseits noch relativ spärlich,
andrerseits zwiespältig: eine offizielle jahresbilanz im oktober
1997 beinhaltete fast nur zahlen und vermied es, eine auswahl von erfahrungsberichten
der gesuchsteller zu veröffentlichen. will man sich ein genaueres
bild von der sache machen, interessieren nicht nur die angaben über
anerkennungsquoten; fast noch wichtiger wären die mitteilungen von
zivildienstanwärtern, wie sie das gut einstündige zulassungsgespräch
erlebt haben. bestünden viele informationen über diese gespräche,
liesse sich folgende wichtige frage beantworten:
ist der entscheid abhängig von der zusammensetzung der kommissionsmitglieder?
diese frage drängt sich zum beispiel auf, wenn man die anerkennungsquoten
der verschiedenen landesteile genauer unter die lupe nimmt: die westschweizer
und die tessiner gesuchsteller haben im vergleich zu den deutschschweizer
anwärtern eine kleinere chance, die gewissensprüfung zu bestehen
(die tessiner beispielsweise 58%, der gesamtschweizerische schnitt beträgt
hingegen 77%). ob diese deutliche differenz auf unterschiedliche vorbereitungen
der gesuchsteller zurückzuführen sind, wie das bwa glauben machen
will. muss bezweifelt werden. das missverhältnis zwischen romandie/tessin
und der deutschschweiz könnte nämlich vielmehr damit begründet
werden, dass die welschen und die tessiner kommissionsmitglieder höhere
anforderungen an den gewissensentscheid stellen. konfrontiert mit diesem
verdacht, würde von seiten des bwa und der kommission zweifellos
beteuert, dass jedes kommissionsmitglied die selben entscheidungskriterien
ansetze und dass eben die relativ tiefen anerkennungsquoten durch generell
schlechtere begründungen der gesuchssteller zustande kämen.
es wäre nun interessant zu erfahren, wie ein gespräch eines
abgelehnten gesuchstellers verlaufen ist und ob dabei aggressive oder
bedrängende fragen gestellt wurden. würde sich nun herausstellen,
dass einige bestimmte kommissionsleute verdächtig häufig in
einem dreierteam sitzen, welches das gesuch ablehnt, so könnten wir
mit fundierten argumenten aufzeigen, ob die immer wieder betonte ausgeglichenheit
und unvoreingenommenheit der mitglieder wirklich vorhanden ist.
wir haben leider keine einflussnahme auf die zusammensetzung und die schulungspraxis
der kommission. mit genügendem informationsmaterial jedoch könnten
wir vielleicht aber eine wirkungsvolle kontrollinstanz errichten, die
jederzeit die finger auf wunde punkte der zulassungspraxis hält.
der aufruf geht an euch: falls ihr euer zulassungsgespräch bereits
hinter euch habt, so wäre es uns sehr dienlich, wenn ihr uns eure
erfahrungen über den gesprächsverlauf, über die art der
fragen oder über die zusammensetzung des befragungsteams darlegen
könntet. ruft uns doch an oder kommt mal vorbei.
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